Facharzt-Weiterbildung Innere Medizin und Angiologie: Dauer, Inhalte, Perspektiven

24 Mai, 2023 - 06:15
Stefanie Hanke
Fachärztin erklärt älterer Patientin ein Angiogramm

Die Angiologie beschäftigt sich mit Gefäßerkrankungen. Sie ist die jüngste Fachrichtung der Inneren Medizin. Wie die Facharzt-Weiterbildung konkret aussieht und wie lange sie dauert, erfahren Sie im Beitrag.

Auf einen Blick: Weiterbildung (Facharztausbildung) Innere Medizin und Angiologie:

  • Definition: Die Angiologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit Gefäßerkrankungen beschäftigt. Darunter fallen die Diagnose, Therapie und Prävention von Erkrankungen der Artherien, Venen und Lymphgefäße.
  • Dauer: Die Weiterbildungszeit in der Inneren Medizin und Anlogie beträgt 72 Monate. Davon müssen 36 Monate in der Inneren Medizin und Angiologie abgeleistet werden (davon 24 Monate in der stationären Patientenversorgung). 24 Monate müssen in mindestens zwei anderen Fachgebieten der Inneren Medizin erfolgen. Jeweils 6 Monate müssen in der Notfallaufnahme und in der Intensivmedizin abgeleistet werden.
  • Anzahl der Fachärzte: In Deutschland gibt es 254 Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und Angiologie. Davon sind 244 berufstätig. 82 davon arbeiten ambulant, 154 stationär in einer Klinik.

Die Angiologie beschäftigt sich als Fachgebiet mit echten Volksleiden: So leiden nach Angaben der Deutschen Gefäßliga etwa vier Millionen Menschen in Deutschland an Arteriosklerose, also einer Verdickung oder Verhärtung der Arterienwände. Und auch Erkrankungen der Venen, beispielsweise Krampfadern, kommen sehr häufig vor – Schätzungen zufolge sind etwa 30 Millionen Deutsche betroffen.

Die Angiologie ist dabei das jüngste Teilgebiet der Inneren Medizin: Als eigene Disziplin entstand sie erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Fachrichtung wurde von Prof. Max Ratschow begründet, der in Darmstadt die erste angiologische Klinik der Welt gründete. Erst 1992 wurde das Fach als Teilgebiet der Inneren Medizin anerkannt. Heute können Fachärztinnen und Fachärzte in diesem Bereich sowohl in einer Klinik als auch ambulant in einer Praxis angestellt arbeiten oder sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machen.

Dabei lässt sich die Angiologie nicht immer von verwandten Fächern abgrenzen: Beispielsweise beschäftigen sich Kardiologen mit Erkrankungen der Herzkrankzgefäße, bei Erkrankungen wie Krampfadern sind auch Dermatologen Ansprechpartner für Patienten. Eine enge Zusammenarbeit besteht aber auch mit der Gefäßchirurgie, die sich mit der operativen Behandlung der Gefäßerkrankungen befasst.

Das bekannteste Diagnoseverfahren im Bereich der Angiologie ist die Angiographie. Fachärztinnen und Fachärzte arbeiten dabei mit Röntgenaufnahmen oder MRT, um so Verengungen und Erweiterungen der Blutgefäße sichtbar zu machen. Mit der Doppler- oder auch Duplexsonographie lässt sich außerdem die Fließgeschwindigkeit des Blutes bestimmen. In spezielleren Fällen kommen auch Diagnosemethoden wie Plethysmographie, Kapillarmikroskopie und Lichtreflexionsrheographie zum Einsatz.

Gefäßerkrankungen können unter anderem durch den Einsatz von Medikamenten behandelt werden. Dabei stehen häufig zunächst die Behandlung von Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck im Mittelpunkt. Unter anderem kommen auch Medikamente zur Durchblutungsförderung, Blutverdünner und Mittel zur Erweiterung der Gefäße zum Einsatz. Aber auch Therapien wie Lymphdrainage, Bewegungs- oder Kompressionstherapie werden von Angiologinnen und Angiologen verschrieben. Ist ein chirurgischer Eingriff nötig, fällt das in den Bereich der Gefäßchirurgie.

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Internist und Angiologe werden: Die Weiterbildung (Facharztausbildung) im Überblick

Die Dauer der Weiterbildung

Die Facharzt-Weiterbildung dauert 72 Monate im Gebiet Innere Medizin unter Befugnis an Weiterbildungsstätten, davon

  • müssen 36 Monate in der Inneren Medizin und Angiologie abgeleistet werden (24 Monate davon in der stationären Patientenversorgung)
  • müssen 24 Monate in mindestens zwei anderen Facharztkompetenzen des Gebiets abgeleistet werden
  • müssen 6 Monate in der Notfallaufnahme abgeleistet werden
  • müssen 6 Monate in der Intensivmedizin abgeleistet werden

Die Inhalte der Weiterbildung
 

Übergreifende Inhalte im Gebiet Innere Medizin
 
  • Wesentliche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
  • Beratung bezüglich gesundheitsfördernder Lebensführung
  • Schulung bei ernährungsbedingten Gesundheitsstörungen
  • Begutachtung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit
  • Begutachtung der Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsminderung
  • Begutachtung der Pflegebedürftigkeit
  • Beratung und Führung Suchtkranker sowie Suchtprävention
  • Grundlagen der medikamentösen Tumortherapie
  • Basisbehandlung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
  • Beratung zu Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten einschließlich Organspende

Fachgebundene genetische Beratung

  • Grundlagen hereditärer und multifaktorieller Krankheitsbilder und Entwicklungsstörungen
  • Interpretation und Aussagekraft genetischer Untersuchungsergebnisse (Sensitivität, Spezifität, prädiktiver Wert)
  • Methodische, psychosoziale und ethische Aspekte der genetischen Beratung und Diagnostik einschließlich pharmakogenetischer Tests
  • Erkennung fachbezogener genetisch bedingter Krankheitsbilder oder Entwicklungsstörungen
  • Fachgebundene genetische Beratung bei diagnostischer und prädiktiver genetischer Untersuchung

Notfall- und intensivmedizinische Maßnahmen im Gebiet Innere Medizin

  • Stufendiagnostik und Therapie bei akut einsetzenden Leitsymptomen, z.B. Dyspnoe, Thoraxschmerz, Bauchschmerz, passagere und persistierende Bewusstseinsstörungen, Fieber, Erbrechen, Durchfall
  • Diagnostik und Therapie akuter und vital bedrohlicher Erkrankungen und Zustände, insbesondere
    • respiratorische Insuffizienz
    • Schock
    • kardiale Insuffizienz
    • akutes Nierenversagen
    • sonstiges Ein- und Mehrorganversagen
    • Koma und Delir
    • Sepsis
    • Intoxikationen
  • Kardiopulmonale Reanimation
  • Intensivmedizinische Behandlung von Patienten mit Funktionsstörungen von mindestens zwei vitalen Organsystemen
  • Analgosedierung von intensivmedizinischen Patienten
  • Atemunterstützende Maßnahmen bei intubierten und nicht-intubierten Patienten einschließlich Beatmungsentwöhnung bei langzeitbeatmeten Patienten
  • Differenzierte Beatmungstechniken
  • Therapie von Stoffwechselentgleisungen
  • Notfallsonographie
  • Notfallbronchoskopie
  • Passagere Schrittmacheranlage
  • Punktions- und Katheterisierungstechniken, insbesondere
  1. zentralvenöse Zugänge
  2. arterielle Gefäßzugänge
  • Endotracheale Intubation

Infektionen im Gebiet Innere Medizin

  • Meldepflichten gemäß Infektionsschutzgesetz
  • Vorsorge und Behandlung häufiger Infektionskrankheiten
  • Management bei therapieresistenten Erregern

Funktionelle Störungen im Gebiet Innere Medizin

  • Basisbehandlung psychosomatischer Krankheitsbilder
  • Krisenintervention unter Berücksichtigung psychosozialer Zusammenhänge

Diagnostische Verfahren im Gebiet Innere Medizin

  • Durchführung von ultraschallgestützten Punktionen bei Pleuraerguss und Aszites
  • B-Modus-Sonographie der Schilddrüse
  • Elektrokardiogramm
  • Langzeit-Elektrokardiogramm
  • Ergometrie
  • Langzeitblutdruckmessung
  • CW-, PW-, Duplex-, Farbduplex-Sonographie der Arterien und Venen
  • B-Modus-Sonographie der peripheren Arterien und Venen
  • B-Modus-Sonographie des Abdomens und Retroperitoneums einschließlich der Nieren und ableitender Harnwege (Richtzahl: 400)
  • Spirometrische Untersuchung der Lungenfunktion
  • Indikationsstellung und Befundinterpretation von Röntgen-Thorax-Untersuchungen
  • Differentialdiagnosen atopischer Erkrankungen

Therapeutische Verfahren im Gebiet Innere Medizin

  • Durchführung von Entlastungspunktionen und Drainagen bei Pleuraerguss und Aszites
  • Enterale und parenterale Ernährung einschließlich Sondentechnik mit Berechnung des Energie- und Nährstoffbedarfs sowie Erstellen eines Ernährungsplans
  • Infusionstherapie
  • Transfusions- und Blutersatztherapie

Endokrinologische und diabetologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation endokriner Erkrankungen einschließlich assoziierter Stoffwechselstörungen
  • Internistische Basisbehandlung von endokrinen Erkrankungen einschließlich assoziierter Stoffwechselstörungen
  • Behandlung des Diabetes mellitus

Gastroenterologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Krankheiten der Verdauungsorgane sowie der exokrinen Verdauungsdrüsen und ihrer Ableitungswege
  • Internistische Basisbehandlung von Krankheiten der Verdauungsorgane sowie der exokrinen Verdauungsdrüsen und ihrer Ableitungswege

Geriatrische Basisbehandlung

  • Spezielle geriatrische Behandlungsmöglichkeiten mit dem Ziel der Erhaltung und Wiederherstellung größtmöglicher Selbstständigkeit
  • Behandlung von Erkrankungen und Behinderungen des höheren Lebensalters einschließlich interdisziplinärer Aspekte bei Multimorbidität

Hämatologische und onkologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Erkrankungen des Blutes, der blutbildenden und lymphatischen Organe, des Immunsystems, der Hämostase sowie von malignen Neoplasien
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen des Blutes, der blutbildenden und lymphatischen Organe, des Immunsystems, der Hämostase sowie von malignen Neoplasien

Kardiologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs

Nephrologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der akuten und chronischen Nierenkrankheiten sowie deren extrarenaler Komplikationen
  • Internistische Basisbehandlung von akuten und chronischen Nierenkrankheiten sowie deren extrarenale Komplikationen

Pneumologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Erkrankungen der Atemwege, der Lunge, des Lungenkreislaufs, des Mediastinum, der Pleura, der Atempumpe einschließlich schlafbezogener Atmungsstörungen sowie der extrapulmonalen Manifestationen pulmonaler Erkrankungen
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen der Atemwege, der Lunge, des Lungenkreislaufs, des Mediastinum, der Pleura, der Atempumpe einschließlich schlafbezogener Atmungsstörungen sowie der extrapulmonalen Manifestationen pulmonaler Erkrankungen
  • Grundlagen allergologischer Erkrankungen

Rheumatologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen sowie entzündlicher Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • Internistische Basisbehandlung von entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen sowie entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates

Spezifische Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Innere Medizin und Angiologie

Angiologie

  • Prävention, Differentialdiagnose, konservative und interventionelle Therapieoptionen sowie Rehabilitation von Krankheiten der Arterien, Kapillaren, Venen und Lymphgefäße
  • Kapillarmikroskopie
  • Venenverschlussplethysmographie
  • Ergometrische Verfahren, auch zur Gehstreckenbestimmung
  • Arterielle Verschlussdruckmessung peripherer Gefäße
  • Oszillographie/Rheographie
  • Transkutane Sauerstoffdruckmessung
  • B-Modus-Sonographie der peripheren Arterien und Venen (Richtwert: 100)
  • CW-Doppler-Sonographie der peripheren Arterien und Venen (Richtwert: 100)
  • CW-Doppler-Sonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien (Richtwert: 100)
  • PW-Doppler-Sonographie der intrakraniellen hirnversorgenden Arterien (Richtwert: 100)
  • Duplex-Sonographie der peripheren Arterien (Richtwert: 100)
  • Duplex-Sonographie der peripheren Venen (Richtwert: 100)
  • Duplex-Sonographie der abdominellen, retroperitonealen und mediastinalen Gefäße (Richtwert: 100)
  • Duplex-Sonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien (Richtwert: 100)
  • Duplex-Sonographie der intrakraniellen hirnversorgenden Arterien (Richtwert: 100)
  • Physikalische Grundlagen und Technik der Echokardiographie
  • Transthorakale B-/M-Modus/Doppler-/Duplex-Echokardiographie
  • B-Modus-Sonographie der Subcutis und subcutanen Lymphknoten (Richtwert: 150)
  • Indikation, Durchführung und Befunderstellung interventioneller Eingriffe an Arterien und Venen einschließlich der erforderlichen angiographischen Bildgebung, auch in interdisziplinärer Kooperation
  • Indikationsstellung und Befundinterpretation weiterer bildgebender Verfahren
  • Indikationsstellung und Befundinterpretation gerinnungsphysiologischer, immunologischer und hämostaseologischer Testverfahren und Labordiagnostik angiologischer Erkrankungen
  • Physikalische und medikamentöse Therapie einschließlich hämodilutierender und thrombolytischer Verfahren
  • Konservative Wundbehandlung ischämisch, entzündlich und venös bedingter Gewebedefekte und des diabetischen Fußsyndroms
  • Mitwirkung bei der interdisziplinären Indikationsstellung zu operativen Eingriffen an den Gefäßen
  • Präoperative Abklärung und Risikobeurteilung
  • Mitwirkung bei der postoperativen interdisziplinären Nachbetreuung
  • Sklerosierung oberflächlicher Varizen

Strahlenschutz

  • Grundlagen der Strahlenbiologie und Strahlenphysik bei der Anwendung ionisierender Strahlen am Menschen
  • Grundlagen des Strahlenschutzes beim Patienten und Personal einschließlich der Personalüberwachung und des baulichen und apparativen Strahlenschutzes
  • Voraussetzungen zur Erlangung der erforderlichen Fachkunden im gesetzlich geregelten Strahlenschutz

Quellen: (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer 2018, Ärztestatistik der Bundesärztekammer 2022
 


Aktuelle Stellenangebote in diesem Fachgebiet:

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