
Der demographische Wandel ist auch in der Ärzteschaft ein Thema: Etwa 20 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sind 60 Jahre oder älter. In welchen Fachrichtungen es besonders viele Ältere gibt und wie es mit dem Nachwuchs aussieht, erfahren Sie im Beitrag.
Ärztinnen und Ärzte, die in einer eigenen Praxis arbeiten, müssen nicht zwangsläufig mit dem Erreichen des Rentenalters in den Ruhestand gehen. Wenn ihnen die Arbeit Freude macht, können sie auch über den 65. Geburtstag hinaus Patienten betreuen. Dabei profitieren sie von einem reichen Erfahrungsschatz. Außerdem sind gerade in der hausärztlichen Versorgung oft seit Jahrzehnten gute, vertraute Beziehungen zu ganzen Patienten-Familien gewachsen.
Aber trotzdem ist absehbar, dass zahlreiche Mediziner in den kommenden Jahren aus Altersgründen aus dem Beruf ausscheiden werden. Vor allem in vielen ländlichen Regionen ist das ein Problem: Denn oft fehlt der Nachwuchs, damit eine Arztpraxis weitergeführt werden kann. Aber auch viele Kliniken haben jetzt schon Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen.
Konkret bedeutet das: Von den rund 416.000 Ärztinnen und Ärzten, die aktuell in Deutschland berufstätig sind, haben fast 90.000 schon ihren 60. Geburtstag gefeiert. Mehr als 35.000 sind sogar älter als 65 Jahre. Diesen Senioren stehen knapp 79.000 Ärztinnen und Ärzte unter 35 gegenüber. Der Ärztemangel wird sich in den kommenden Jahren also voraussichtlich noch verschärfen.
Grafik "Ärztinnen und Ärzte 60+" zum Download (jpg, 161kB)
Nachwuchsprobleme nicht nur in der Allgemeinmedizin
Besonders hoch ist der Anteil der älteren Ärztinnen und Ärzte in der Allgemeinmedizin: Mehr als 17.000 von ihnen sind 60 Jahre oder älter, das ist mehr als jeder Dritte. Das Nachwuchsproblem wird hier besonders deutlich: Derzeit gibt es nur 672 berufstätige Ärztinnen und Ärzte unter 35. Durch Anreize für Studierende wie z.B. die Landarztquote wollen die Ärztekammern künftig mehr junge Leute für die Allgemeinmedizin gewinnen.
Doch in anderen Fachgebieten ist der Nachwuchsmangel ein noch viel größeres Problem: Ein Beispiel ist das Öffentliche Gesundheitswesen. Hier sind 355 der insgesamt 735 berufstätigen Ärztinnen und Ärzten in Deutschland 60 Jahre oder älter – das entspricht 48 Prozent. Und: Nur zwölf Ärztinnen und Ärzte im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen sind jünger als 40 Jahre.
Auch in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie liegt der Anteil der Altersgruppe 60+ bei 60 Prozent. Das bedeutet: 2.500 Ärztinnen und Ärzte stehen kurz vor dem Ruhestand – und es gibt laut Statistik nur 24 junge Kolleginnen und Kollegen unter 35. Das macht die Psychosomatische Medizin übrigens auch zu dem auf dem Arbeitsmarkt begehrtesten Fachgebiet: Für jede Stellenanzeige im Deutschen Ärzteblatt gibt es nur 10,4 Fachärztinnen und Fachärzte.