
„Ich bin gerade Chefarzt geworden und übernehme die Position von einem renommierten Kollegen, der lange da war, die Abteilung geprägt hat und der übergangsweise noch zwei bis drei Monate im Haus ist. Die Methoden, die er bisher in Therapie und Diagnostik angewendet hat, sind qualitativ gut und richtig. Doch gibt es neue Vorgehensweisen, die ich für sinnvoller halte. Die möchte ich meinem Team gern schnell beibringen, damit wir loslegen können. Jedoch sträubt sich das Team und auch mein Vorgänger ist davon nicht begeistert. Was soll ich tun?“
Petra Schubert: „Es wäre gut, folgende Schritte nacheinander zu gehen: Zuerst sollten Sie Ihren Vorgänger würdigen, wahrscheinlich fühlt er sich in die Ecke gestellt, dass jetzt ein neuer, junger Chefarzt seine Vorgehensweise ändern will. Das können Sie zum Beispiel bei einer gemeinsamen Frühbesprechung machen, indem Sie ihn explizit hervorheben und ihm danken.
Dann gilt es, das Team näher kennenzulernen, gegenseitige Erwartungen zu formulieren und sich selbst als Chef transparent zu machen. Dazu gehört beispielsweise zu kommunizieren, was Ihnen grundsätzlich im Team wichtig ist. Dies würde ich in der Zeit tun, in der der Kollege noch da ist.
Bei seinem Abschied wäre es schön, wenn nicht nur die Krankenhausleitung, sondern auch Sie lobende Worte finden, sich verabschieden und auch das Team anstiften, sich mit einem Geschenk oder einer Danksagung zu verabschieden. So kann das Team tatsächlich einen Schlussstrich ziehen.
Etwa ein bis zwei Wochen später sollten Sie das Team zusammenrufen und darlegen, dass die bisherigen Leistungen und Vorgehensweisen gut waren, Sie jetzt aber gemeinsam neue Wege ausprobieren wollen.“
Die Expertin:
Dipl.-Psych. Petra Schubert, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens Schubert Management Consultants in Köln, beantwortet exklusiv auf aerztestellen.de die interessantesten Fragen, die Ärztinnen und Ärzte ihr stellen.