Der Anteil der Frauen in Führungspositionen in der Universitätsmedizin stagniert: Er liegt, wie schon vor drei Jahren, konstant bei 13 Prozent. Das geht aus einer Erhebung des Deutschen Ärztinnenbundes hervor.
Die Studie „Medical Women on Top" fand inzwischen nach 2016 und 2019 zum dritten Mal statt. Sie dokumentiert den Anteil von Frauen unter anderem als Ärztliche Direktorin an Unikliniken. Untersucht wurden 14 wichtige klinische Fächer an allen 38 medizinischen Fakultäten staatlicher Universitäten in Deutschland. Danach hat sich die Zahl der Klinikdirektorinnen seit 2019 nicht verändert: Der Anteil stagniert bei 13 Prozent. Änderungen gab es nur innerhalb des Rankings verschiedener Uni-Standorte: An der Spitze sind weiterhin Dresden, Berlin und Freiburg, dazu gekommen sind Oldenburg und Hamburg, deutlich abgefallen im Vergleich zu 2019 ist z. B. Frankfurt von 21 Prozent auf 9 Prozent. Im Vergleich zu 2019 haben Greifswald, Rostock, Jena, Halle und Düsseldorf sich im Ranking verbessert.
Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Senior Consultant des DÄB und Leiterin der Studie, zeigte sich enttäuscht: „Weiterhin entscheiden durchschnittlich zu 87 Prozent Männer, was in der Medizin gelehrt und erforscht wird und wie wir in Deutschland unsere Patientinnen und Patienten behandeln.“ Der Frauenanteil an Führungspositionen fällt je nach Fachgebiet sehr unterschiedlich aus. So liegt er in der Psychiatrie, der Kinder- und Jugendmedizin und der Frauenheilkunde und Geburtshilfe bei etwa 20 Prozent, in der Chirurgie, der Urologie und der Neurochirurgie immer noch bei 5 Prozent.
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Immerhin: Der prozentuale Anteil an Oberärztinnen hat sich seit 2016 erhöht. Waren damals 31 Prozent der Oberarztstellen von Frauen besetzt, sind es jetzt 37 Prozent. Dabei war der Anstieg speziell in den Fächern am stärksten ausgeprägt, in denen nach wie vor die wenigsten Frauen Spitzenpositionen bekleiden: in der Urologie, der Chirurgie und der Neurologie. „An qualifiziertem weiblichen Nachwuchs fehlt es jedenfalls nicht“, betont Kaczmarczyk. Der Anteil der Oberärztinnen beträgt mittlerweile 37 Prozent. „Vermutlich sind es die universitären Strukturen, die eine Berufung von Frauen behindern und Frauen zudem gar nicht genügend Anreize bieten, sich zu bewerben.“
Außerdem gibt es immer mehr Dekaninnen: Aktuell besetzen sieben Frauen diese wichtige Position innerhalb der Fakultät, und zwar in Hamburg, Dresden, Bochum, Augsburg, Bielefeld, Marburg und Magdeburg.
Um mehr Ärztinnen in leitende Positionen zu bekommen, fordert der Deutsche Ärztinnenbund eine paritätische Besetzung der Berufungskommissionen und zeitgemäßere Karriereangebote: „Beispielsweise das Top Sharing, die Teilung einer Führungsaufgabe: Politische Parteien machen das mit Doppelspitzen schon länger vor, aber in der Medizin ist das rar gesät“, erklärt Kaczmarczyk.