Hessing Kliniken: Kooperation mit chinesischer Universitätsklinik

23 Mai, 2024 - 07:10
Miriam Mirza
Eine Gruppe deutscher und asiatischer Ärztinnen und Ärzte

Die Welt wird gefühlt immer kleiner. Das hat Vorteile, denn es wird leichter, länderübergreifend zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen. Das gilt auch für Krankenhäuser. Wie solche Kooperationen gestaltet werden können, zeigen die Hessing Kliniken aus Augsburg. Diese haben eine Zusammenarbeit mit einem Chinesischen Krankenhaus angestoßen, bei dem sich Ärztinnen und Ärzte gegenseitig besuchen.

Die deutsche orthopädische Klinik Hessing Kliniken in Augsburg kooperiert mit der Orthopädischen Universitätsklinik des Zhengzhou Peoples Hospital in China, das mehr als 1.000 Betten hat. Ziel ist der Austausch von Wissen und Erfahrungen in der Orthopädie, einschließlich der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten aus Zhengzhou in Deutschland und umgekehrt.

Die Partnerschaft umfasst die Teilnahme an Operationen, Online-Fallbesprechungen, Kongressbesuche, gemeinsame Publikationen und wissenschaftliche Projekte. Eine interessante Perspektive bietet sich auch in der Pflege, wo chinesisches Pflegepersonal in Deutschland arbeiten könnte. Nachdem die Augsburger China besucht hatten, reiste kürzlich aus der 13 Millionen-Metropole Zhengzhou der Gesundheitsminister an. Eine erste Delegation aus China war bereits in den Hessing Kliniken und hat sich über neueste Technologien und Operationstechniken informiert. Dabei waren die chinesischen Ärztinnen und Ärzte in wechselnden Konstellationen über mehrere Monate in Augsburg und haben ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen begleitet und im OP zugeschaut.

Hessing Kliniken haben Erfahrung in internationaler Zusammenarbeit

Bei den Hessing Kliniken hat man schon Erfahrung im internationalen Austausch: Seit mehr als zehn Jahren gibt es eine Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten aus Saudi-Arabien. Die Medizinerinnen und Mediziner aus dem arabischen Ausland, die nach Augsburg kommen, haben allerdings immer eine deutsche Approbation und dürfen daher in Deutschland auch operieren und behandeln. Das ist bei den chinesischen Kolleginnen und Kollegen aktuell noch nicht der Fall. Doch die guten Erfahrungen aus der Vergangenheit haben dazu beigetragen, dass man sich für das Projekt mit China entschied.

„Es geht uns nicht vorranging darum, Personal zu finden“, betont Matthias Gruber, Leiter der Hessing Kliniken. Die Krankenhausgruppe sei derzeit nicht von Ärztemangel betroffen. Der Fokus liegt klar auf dem „Voneinander Lernen“. „Das ist keineswegs ein einseitiger Prozess. Die Kolleginnen und Kollegen aus China sind sehr an unserer Technologie und unseren Operationstechniken interessiert“, ergänzt Prof. Dr. Stephan Vogt, ärztlicher Direktor der Hessing Kliniken und fährt fort: „Wir hingegen haben Interesse daran, bei Studien zusammenzuarbeiten, denn das chinesische Krankenhaus behandelt sehr viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Erkrankungen und kommt demnach auf extrem hohe Fallzahlen.“ Die Idee ist, gemeinsame Forschung durchzuführen und diese anschließend zu publizieren. Auch dabei kann sich eine Zusammenarbeit als erfolgreich erweisen, denn die meisten Kolleginnen und Kollegen in China sprechen kein Englisch, haben aber ein Interesse, in englischsprachigen wissenschaftlichen Medien publizieren.“ Darin haben wir wiederum viel Erfahrung“, erklärt der medizinische Direktor. Auch in Sachen traditioneller chinesischer Medizin könne man von China lernen, fügt er noch an.

Von Unterschieden lernen

Vogt und einige Kollegen waren auch schon in China und stellten fest, dass dort traditionelle chinesische und westliche Schulmedizin gleichwertig praktiziert werden. Außerdem holt das Land in Bezug auf Modernität stark auf. Das gilt besonders für die Operationssäle, in denen häufig amerikanische Technik verwendet wird, allerdings finden sich zunehmend Geräte aus chinesischer Produktion. Auf eine weitere Auffälligkeit weist Gruber hin: „Die Patientenaufnahme ist weitgehend digitalisiert. Alle Patientinnen und Patienten tragen sich selbst in das System ein.“ Deutschland hinke in solchen Digitalisierungsprozessen noch hinterher.

Auch beim Aufbau der einzelnen Stationen gibt es Unterschiede, denn diese sind anders aufgebaut. Das Zentrum der Station bildet ein großer Raum, in dem sich Ärztinnen und Ärzte, das Pflegepersonal und alle anderen, die an der Pflege und Behandlung der Patientinnen und Patienten beteiligt sind, treffen. Hier können auch Vorträge gehalten oder Patientinnen und Patienten über ihre Erkrankung und den Behandlungsprozess informiert werden. Grundsätzlich seien die Krankenhäuser stark hierarchisch strukturiert. „Das erinnert an das Modell des Krankenhauses in Deutschland, wie es in der Vergangenheit viele Jahre gelebt wurde“, erzählt Vogt. Auf der anderen Seite scheint der Pflegeberuf ein hohes Ansehen zu genießen.

Insgesamt zeigen sich Vogt und Gruber zufrieden mit den Anfängen der Kooperation. Für die Zukunft erhoffen sie sich weiteren, für beide Seiten gewinnbringenden Austausch.

Das könnte Sie auch interessieren: