Jeder zweite Assistenzarzt wünscht sich Teilzeitstelle

29 Juni, 2021 - 07:06
Dr. Sabine Glöser
Darstellung Vollzeit oder Teilzeit, Finger dreht Buchstabenwürfel

Junge Ärztinnen und Ärzte fühlen sich in ihrem Job stark belastet. Mehr als 70 Prozent arbeiten trotz Tarifvertrages mindestens 45 Wochenstunden oder mehr. Bei fast jedem Zweiten werden die Überstunden nicht angemessen dokumentiert. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Hartmannbundes unter 1.258 Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung.

Den Ergebnissen zufolge wünscht sich mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten eine Teilzeitstelle, um auf eine normale Wochenarbeitszeit zu kommen und so Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Jeder dritte Assistenzarzt (36 Prozent) denkt gar über einen Berufswechsel nach. Darüber hinaus wollen die jungen Ärztinnen und Ärzte vor allem von nichtärztlichen Tätigkeiten entlastet werden, sie wünschen sich das Einhalten der Arbeitszeitgesetze, weniger Profitorientierung im Behandlungskontext und strukturierte Weiterbildungskonzepte.

Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) spürt den ökonomischen Druck bei der täglichen Arbeit. Mehr als 60 Prozent erklären, sie hätten nur „manchmal bis nie“ zufriedenstellend viel Zeit für ihre Patienten. „Ein Befragter hat in der Umfrage seinen Chef mit dem Satz zitiert, Ausbildung sei in der DRG nicht abgebildet“, sagte Dr. Theodor Uden, Sprecher des Assistenzärzte-Ausschusses im Hartmannbund. Dies zeige exemplarisch, wie problematisch die wirtschaftliche Ausrichtung des deutschen Gesundheitssystems inzwischen geworden sei.

Weiteres Ergebnis: Das Thema Digitalisierung im Arbeitskontext halten mehr als 80 Prozent der jungen Ärztinnen und Ärzte für „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Etwa 60 Prozent der Befragten berichten über Arbeitsplätze, die zwar digitalisiert seien, doch so ineffizient, dass Mehrfachdokumentationen die Regel seien. Fast 99 Prozent der befragten Assistenzärzte haben bisher keine digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGa) verschrieben. Etwa 60 Prozent davon kennen DiGa gar nicht. Und 18 Prozent wissen nicht, wie sie die digitalen Medizinprodukte verschreiben können.

Dtsch Arztebl 2021; 118(26): [4]

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