Ratgeber Personalmanagement: So gelingt der Jobwechsel

24 September, 2020 - 08:56
Christiane Reuter-Herkner
Christiane Reuter-Herkner
Christiane Reuter-Herkner ist Geschäftsführerin der Personalmanagementberatung indialogia.

Jobwechsel gehören zum Berufsleben. Oft ist beispielsweise das Bestehen der Facharztprüfung ein Einschnitt, der Ärztinnen und Ärzten motiviert, ihre Stelle zu wechseln. Christiane Reuter-Herkner, Geschäftsführerin der Personalmanagementberatung indialogia, erläutert exklusiv auf aerztestellen.de, wie der nächste Karriereschritt gelingt.

1. Konkretisieren Sie Ihre Wechselmotivation

Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, den Job zu wechseln, denken Sie zunächst über Ihre Wechselmotivation nach. Erst wenn Sie die Gründe kennen, sind Sie in der Lage, sich im vielfältigen Angebot offener Arztstellen zu orientieren.

Mit Blick auf den nächsten Karriereschritt könnte ein Grund sein, Kenntnisse in einem fachlichen Interessensgebiet auszubauen. Wer beispielsweise im letzten Abschnitt der Facharztweiterbildung die Möglichkeit hatte, erste Führungserfahrungen zu sammeln und Freude an der fachlichen und persönlichen Entwicklung junger Ärzte oder organisatorischen Fragen hatte, für den könnte der nächste Karriereschritt sein, sich auf eine Oberarztstelle zu bewerben.

Weitere Gründe können in der privaten Situation liegen: zurück zur Familie, Zusammenziehen mit dem Partner oder auch andere familiäre Gründe. Daher sollten Sie konkretisieren, welche Interessen Sie haben und was genau hinter der Motivation steht, den Job zu wechseln.

2. Setzen Sie sich mit den Arbeitsbedingungen auseinander

Hat sich bei Ihrem bisherigen Arbeitgeber Unzufriedenheit aufgebaut, ist es wichtig, sich mit den Arbeitsbedingungen auseinanderzusetzen, die Sie sich künftig erhoffen. Visualisieren Sie Ihre Motive, damit Sie sie nicht aus dem Blick verlieren und bleiben Sie realistisch:

  • Was finden Sie an der aktuellen Situation gut und soll nicht geändert werden?
  • Was möchten Sie ändern?
  • Was fehlt Ihnen aktuell?

Fällt es Ihnen schwer, die Gründe für Ihre Unzufriedenheit selbst in Worte fassen, ist es hilfreich, sich dazu Unterstützung zu suchen. Ein guter Freund oder Mentor, der Sie gut kennt, oder ein neutraler Coach können Ihnen  helfen, Ihre Ziele zu identifizieren.

Nicht selten haben Gründe für eine empfundene zunehmende Unzufriedenheiten im Job nichts mit dem Job zu tun. So lässt sich beispielsweise die Work-Life-Balance auch eigeninitiativ abseits vom Job optimieren. Führen Sie für eine gewisse Zeit ein Tagebuch, um zu klären, was Ihnen Kraft nimmt und vor allem Kraft gibt. Notieren Sie, was Sie Positives und Negatives erlebt haben.

3. Überlegen Sie, welcher Arbeitgeber zu Ihnen passt

Sollten Sie sich für einen Jobwechsel entschlossen haben, machen Sie sich darüber Gedanken, welcher Arbeitgeber zu Ihnen passt oder welche Tätigkeit für Ihre fachliche und persönliche Entwicklung förderlich ist. Der Erfolg eines Bewerbungsverfahrens wird nicht zuletzt davon abhängen, ob Sie die Frage beantworten können, warum Sie glauben, dass Sie die Ihnen wichtigen Entwicklungsmöglichkeiten oder Arbeitsbedingungen genau bei diesem Arbeitgeber realisieren können.

Befassen Sie sich auch mit Ihren wichtigsten Werten und deren Bedeutung für Ihr Arbeitsumfeld. Halten Sie schriftlich fest, was und in welcher Reihenfolge unverzichtbar ist, was Sie auf gar keinen Fall wollen und was schön wäre, aber verzichtbar. Wenn Sie diese Eckpunkte klar formuliert haben, werden Sie bei der Jobsuche, bei Ihren Gesprächen durch Beobachten und Fragen gezielt darauf achten können und nicht den Verführungskünsten eines künftigen Arbeitgebers erliegen.

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen Geld übergeordnete Bedeutung hat. Doch dies ist nur ein kurzfristig wirksamer Motivator und nicht wirklich geeignet, den Job zu wechseln. Mittlerweise sind die Tarifbedingungen für Ärzte zunehmend vereinheitlicht. Entscheidend ist immer, welche Prioritäten für Sie an oberster Stelle stehen:

  • Unternehmenswerte, die eine interprofessionelle Kultur der Zusammenarbeit erkennbar prägen
  • Sicherstellung einer professionellen Weiterbildung
  • Möglichkeit zur fachlichen Spezialisierung
  • Rein monetäre Anreize

4. Bewerben Sie sich bei potenziellen Arbeitgebern

Sind Sie ortsunabhängig, sind die einschlägigen Jobbörsen in der Regel voll mit Stellenangeboten. Aber auch Initiativbewerbungen sind heutzutage nicht mehr so frustran wie vor 10 oder 15 Jahren. Wenn Sie in eher attraktiven Lagen ein neues Arbeitsumfeld suchen, bauen Sie langfristig Kontakt zu den ärztlichen Leitern auf.

Informieren Sie sich über potenzielle Arbeitgeber, ihren fachlichen Ruf und ihre Bewertungen von Patienten und Mitarbeitenden. Auch Zertifizierungen geben Aufschluss über das Engagement des Arbeitgebers, zufriedene Patienten und Mitarbeiter haben zu wollen. Die Teilnahme an Arbeitgeber-Rankings oder Auszeichnungen wie „Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen“ lässt erwarten, dass sich eine Klinik intensiv mit den Interessen ihrer Mitarbeitenden befasst. Doch nach wie vor sind Recherchen im persönlichen Netzwerk unverzichtbar, da diese Informationen am verlässlichsten sind.

Im Kennenlerngespräch sollten Sie Ihre Ziele klar formulieren und so viel als möglich über Ihre priorisierten Arbeitsbedingungen herausfinden. Wenn Ihnen die Zusammenarbeit im Team, abteilungs- und berufsgruppenübergreifend wichtig ist, kann eine Hospitation hilfreich sein. Während einer Hospitation erfahren Sie mehr als im Bewerbungsgespräch, auf das sich beide Seiten in der Regel gut vorbereitet haben. Mindestens aber lassen Sie sich die Abteilung und Ihr neues Arbeitsumfeld zeigen. Das unterstreicht Ihr Interesse und Sie erkennen beispielsweise das Investitionsverhalten und den Digitalisierungsstand. Zudem lernen Sie Ihr künftiges Team kennen.

5. Zeigen Sie sich engagiert bis zum Schluss

War das Bewerbungsverfahren erfolgreich und haben Sie einen neuen Vertrag unterzeichnet, teilen Sie Ihr Ausscheiden aus Ihrem alten Unternehmen zuerst ihrem Chef mit, dann dem Team. Behalten Sie die vertragliche Kündigungsfrist im Auge und halten Sie sie möglichst ein. Lassen Sie Ihre Kollegen, soweit möglich, durch einen zu kurzfristigen Austrittstermin nicht im Stich.

Der letzte Eindruck ist der, der bleibt. Also zeigen Sie sich engagiert bis zum Schluss. Sorgen Sie zum Beispiel aktiv dafür, dass Ihre Aufgabengebiete nicht verwaisen. Reflektieren Sie über das Gute in der gemeinsamen Zeit. Bedanken Sie sich und verabschieden Sie sich persönlich, gegebenenfalls auch in Form eines adäquaten Ausstandes. Halten Sie den Kontakt zu Ihren Förderern und zu den Kollegen.

6. Stellen Sie bei Ihrem Neustart viele Fragen

Idealerweise erhalten Sie unternehmensbezogene Informationen wie das Mitarbeiterblatt bereits bei der Vertragsunterzeichnung. Fragen Sie aktiv nach, das unterstreicht Ihr Interesse. Manche Arbeitgeber stellen neue Mitarbeitende in einem Mitarbeiterblatt vor. Darauf können Sie sich vorbereiten.

Fragen Sie nach Ihrem Mentor oder einem Kollegen, der Ihnen bei der organisatorischen Einarbeitung zur Seite steht. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten. Notieren Sie die Absprachen aus dem Bewerbungsgespräch. Fragen Sie viel, das beseitigt Unklarheiten und beugt Missverständnissen vor. Fordern Sie zu Anfang aktiv Feedback.

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