
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in den Krankenhäusern in Deutschland zwar an Bedeutung. Doch bisher spielt es auf den Führungsetagen der Häuser noch keine große Rolle. Zumindest ergab das eine Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI). An der Untersuchung beteiligten sich 146 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten.
Die wichtigsten Ergebnisse: Nachhaltigkeit ist in jedem zweiten Krankenhaus in der Unternehmensstrategie verankert, in Häusern mit mehr als 600 Betten jedoch nur in jedem dritten. 35 Prozent der Kliniken thematisieren ihre Nachhaltigkeitsstrategie in Aufsichtsgremien oder Steuerungsgruppen, in denen auch die Geschäftsführung beteiligt ist. Jedes vierte Krankenhaus hat eine Jahresplanung für Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Wichtigstes Thema, das die befragten Häuser in Sachen Nachhaltigkeit verfolgen, ist der Umwelt- und Klimaschutz. Relevant sind aktuell Maßnahmen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Darum geht es in 78 Prozent der Häuser mit einer Nachhaltigkeitsstrategie. Weitere 20 Prozent der Kliniken planen konkrete Maßnahmen, um Energie einzusparen.
„Es hat uns überrascht, welchen nachgelagerten Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit in vielen deutschen Krankenhäuser bislang offenbar hat“, sagte Georg Alten, Leiter des Branchencenters Gesundheitswirtschaft bei BDO. Gerade in den größeren Kliniken mit mehr als 600 Betten habe er eine stärkere Aufmerksamkeit der Führungsebene für dieses Thema erwartet. Aus seiner Sicht sind dort mehr Zielorientierung und Unterstützung der Führungskräfte nötig.
„Die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit finden momentan unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen statt“, sagte Dr. Karl Blum, Vorstand und Leiter des Bereichs Forschung beim DKI. „Mangelnde Liquidität, fehlende Rücklagen und steigende Verluste beschreiben die aktuelle Situation vieler Krankenhäuser.“ Für die erforderlichen Investitionen in den Klima- und Umweltschutz fehlten derzeit schlichtweg die Mittel.
Dtsch Arztebl 2023; 120(16): [4]