Dr. Rehme: „Es reizte mich, noch tiefer in die Materie Psyche einzutauchen“

11 Juli, 2024 - 07:45
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. med. Marie-Kathrin Rehme
Dr. med. Marie-Kathrin Rehme ist seit 1. März 2024 Chefärztin der Oberberg Tagesklinik Hannover.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Marie-Kathrin Rehme unseren Fragen. Sie ist seit 1. März 2024 Chefärztin der Oberberg Tagesklinik Hannover.

Frau Dr. Rehme, warum eigentlich sind Sie Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie geworden?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Bereits als Kind haben mich die Facetten der zwischenmenschlichen Interaktionen, verbal wie auch nonverbal, fasziniert. Im Studium wurde schnell klar, dass ich ein großes Talent für Gesprächsführung und tragfähige Beziehungsgestaltungen zu den Patientinnen und Patienten habe, losgelöst davon, wie pathologisch die Interaktionsfähigkeit des Gegenübers war. Das machte mir Spaß und reizte mich, noch tiefer in die Materie Psyche einzutauchen und somit diese Stärken auch beruflich zu nutzen.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Das offene Wort und der Mut zur Diskussion. Dazu gehören für mich auch Kritikfähigkeit und ein Miteinander auf Augenhöhe, also ein wertschätzender Umgang. Die Arbeit selbst sollte sinnhaft sein und ausreichend monetär wertgeschätzt werden.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Bleib authentisch und vertraue deiner Intuition. Nutze das Pareto-Prinzip.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Das ist von Mensch zu Mensch individuell. Es muss zu der Person passen. Ich finde jeden Charakter absolut faszinierend. Und dadurch schätze ich bei jedem erstmal das Gesamtgefüge. Besonders hilfreich finde ich die Eigenschaft, einen kreativen und produktiven Umgang mit den Schwierigkeiten des Lebens zu finden. Also Akzeptanz, Mut und Verantwortung für das eigene Handeln.

Was treibt Sie an?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Die Neugierde am Mensch-sein. Die Frage, was sich da in der Körperlichkeit befindet, an der Seele und der emotionalen Energie, die durch die Interaktionen von Lebewesen bewegt wird.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Sigmund Freud und Albert Hofmann.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Glaubt an Euch selbst, habt den Mut, für Euch selbst Verantwortung zu übernehmen und Eurer eigenen Intuition zu vertrauen, insbesondere bezogen auf Entscheidungen, die Ihr für Euren eigenen Lebensweg trefft.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Da bin ich mein bestes Übungsfeld. Ich brauche viel Input, um mich lebendig und wohl zu fühlen, also Handeln und Aktivität. Die Balance finde ich ganz im Sinne von der Akzeptanz- und Commitmenttherapie: „Open up, be present and do what matters.“

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Der Mangel besteht darin, dass man das Gesundheitssystem als wirtschaftliches Konstrukt sieht. In meinem Fach ganz im Speziellen mangelt es daran, dass die Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Symptomen immense Schwierigkeiten haben, ausreichend und schnell versorgt zu werden. Es fehlt an der Übernahme der Kosten und einfachen Zugangswegen in psychotherapeutische Interventionen.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. med. Marie-Kathrin Rehme: Wenn ich nach meinen Werten leben kann – Freiheit, Mut und Liebe.

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