Wie die Kommunikation zwischen Ärztinnen und Ärzten und ihren Patientinnen und Patienten abläuft, trägt signifikant zu Behandlungserfolgen und zum Gesundheitszustand bei. Das ist seit Jahren bekannt. Nicht ohne Grund ist seit dem Jahr 2012 die Arzt-Patient-Kommunikation offiziell Gegenstand der Lehre im Medizinstudium und Teil der abschließenden Staatsprüfung. Ein Großteil der Ärztinnen und Ärzte, die bereits im Berufsleben stehen, haben sich jedoch mit dem Thema professionelle Arztgespräche noch nie im Sinne einer persönlichen Fortbildung beschäftigt. Dabei ist das eine Fertigkeit, die wie andere ärztliche Tätigkeiten gut erlernbar ist.
Kommunikationskompetenzen wurden jahrelang vernachlässigt
Ärztinnen und Ärzte müssen tagtäglich Gespräche mit ihren Patientinnen und Patienten führen. Laut Marburger Bund führt jeder Mediziner und jede Medizinerin während ihres bzw. seines Berufslebens mehr als 150.000 Arztgespräche. Diese sind der Schlüssel für eine korrekte Diagnose und die anschließende Therapieplanung. Darum ist eine gute Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Doch auch, wenn es darum geht, schlechte Nachrichten an Patientinnen und Patienten oder deren Angehörigen zu übermitteln, ist es sehr wichtig, den richtigen Ton und die passenden Worte zu finden. Doch jedes Gespräch ist anders und bringt neue Herausforderungen mit sich. Darum sollte das trainiert werden.
Viele Jahre wurde die Vermittlung der erforderlichen kommunikativen Kompetenzen bei Medizinstudierenden vernachlässigt. Vor einigen Jahren wurden diese Fähigkeiten Teil des medizinischen Curriculums. Im Juni 2015 hat der Medizinische Fakultätentag einen Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) verabschiedet, in dem explizit Lernziele für die ärztliche Gesprächsführung formuliert sind. An diesem Katalog sowie den gesammelten Best Practice Beispielen orientiert sich das Mustercurriculum Kommunikation in der Medizin.
Medizinstudierende lernen Gesprächsführung vom ersten Semester
Einige Universitäten nehmen sich des Themas besonders intensiv an. So wurde Studierende im Modellstudiengang Humanmedizin an der Universität Augsburg ein longitudinales, also das ganze Studium umfassendes Kommunikationscurriculum eingeführt. Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner lernen nicht nur, wie eine gelungene ärztliche Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen aussieht. Auch die Kommunikation zwischen den an der Behandlung beteiligten Professionen sowie die Team-Kommunikation, etwa zwischen ärztlichem Personal und Pflegepersonal im Krankenhaus, wird eingeübt.
Nicht nur angehende Mediziner, auch bereits im Beruf arbeitende Ärztinnen und Ärzte können von einem Gesprächstraining profitieren – und dabei reichen auch kompakte Übungen. Eine randomisierte kontrollierte Studie an fünf deutschen Universitätskliniken hat gezeigt, dass bereits ein Kommunikationstraining von zweimal 90 Minuten es Ärztinnen und Ärzten leichter macht, palliativmedizinische Themen bei Patienten frühzeitig und adäquat anzusprechen.
Für die Untersuchung wurden 141 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewonnen, die im Durchschnitt 33 Jahre alt waren. Das Ergebnis: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass die Medizinerinnen und Mediziner sowohl objektiv gesehen als auch subjektiv empfunden signifikant besser über Emotionen sprechen konnten und auch beim Ausdrücken von Empathie zeigten sich Verbesserungen. Darüber hinaus konnten sie mehr Informationen über Konzepte der Palliativmedizin vermitteln und das Thema Lebensende leichter ansprechen.