
Vor allem Führungskräfte im Mittelmanagement zeigen mitunter widersprüchliche Verhaltensweisen. Während sie versuchen, die Unterstützung ihrer Vorgesetzten zu bekommen, beuten sie ihr eigenes Team aus. Das Ziel: maximaler Ressourcengewinn für die eigene Karriere. Das zumindest geht aus einer Studie von Forschenden der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Kühne Logistics University (KLU) hervor.
Prof. Fabiola H. Gerpott und Prof. Niels Van Quaquebeke untersuchten, warum Führungskräfte sich ihren Vorgesetzten gegenüber kooperativ und vorbildlich verhalten, ihre Mitarbeitenden jedoch ausnutzen und anschreien. Dieses Nach-oben-Buckeln und Nach-unten-Treten, erläutern die Forschenden, habe die Funktion, den Aufstieg auf der Karriereleiter zu unterstützen. Es funktioniere besonders in Unternehmen, in denen „Up or out“ an der Tagesordnung sei. Entweder man werde befördert oder man verlasse das Unternehmen. Auch Organisationen mit Anreizsystemen seien ein guter Nährboden dafür. Dort stehe nicht die Teamleistung im Fokus, sondern die Leistung des Einzelnen.
Für diese Führungskräfte habe ein solches Verhalten noch einen Vorteil, sagte Gerpott. „Wenn sie sich gegenüber den eigenen Mitarbeitenden nicht kontrollieren und ihre Emotionen an ihnen auslassen, dann spart das Energie. Diese können sie nutzen, um sich noch erfolgreicher bei den Entscheidungsträgern im Unternehmen zu positionieren.“ Allerdings habe diese Strategie einen Haken. Je länger man sie verfolge, desto mehr verliere sie an Wirksamkeit. Man müsse also möglichst schnell auf die nächste Position oder in ein anderes Unternehmen wechseln.
Unternehmen sollten aus Sicht der Autoren Maßnahmen ergreifen, die die Transparenz zwischen den Hierarchieebenen erhöhen, indem sie beispielsweise Feedback von allen Ebenen einholen. Auch sei wichtig, in der Personalauswahl auf Hinweise für ein solches Verhalten zu achten. Die Studie ist erschienen in der Fachzeitschrift Journal of Management Studies (DOI: org/10.1111/joms.12855).
Dtsch Arztebl 2023; 120(4): [4]