
In der modernen Medizin steht zunehmend der Patient oder die Patientin im Mittelpunkt. Dieser Paradigmenwechsel, der sich seit einigen Jahren abzeichnet, wird auch durch das Institut für PatientenErleben am Universitätsklinikum Essen vorangetrieben. 2017 gegründet, leistet das Institut seither Pionierarbeit im Bereich patientenzentrierte Krankenhausgestaltung.
Patientenorientierung: Ein neuer Ansatz
Monja Gerigk ist Leiterin des Instituts für PatientenErleben. Sie erklärt, dass das dahinterstehende Konzept u.a. darin besteht, die Patientenperspektive nicht nur in die klinische Praxis einzubringen, sondern auch in die Architektur und Ausstattung von Krankenhäusern. „Unser Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten nicht nur medizinisch zu versorgen, sondern auch ihre gesamte Erfahrung im Krankenhaus zu verbessern“, fasst Gerigk zusammen. Das beginnt bereits bei der Gestaltung der Räume, die für Patientinnen und Patienten oft stressig und unkomfortabel sein können. Die Einrichtung von Warteräumen und Patientenzimmern wird daher sorgfältig unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten geplant, um eine angenehme und heilungsfördernde Atmosphäre zu schaffen.
Ein entscheidender Punkt dabei ist die Integration von Patientenfeedback in den Planungsprozess. „Wir führen qualitative Interviews durch, um genau zu verstehen, was Patienten als stressig empfinden und welche Verbesserungen sie sich wünschen“, erklärt die Institutsleiterin. Dieser Ansatz hat bereits zu spürbaren Verbesserungen geführt, beispielsweise bei der Auswahl von Möbeln, die z.B. einerseits dem Brandschutz entsprechen, andererseits aber möglichst bequem sind und auch etwa den Bedürfnissen untergewichtiger Personen, die nicht gut auf hartem Untergrund sitzen können, gerecht werden.
Ärztinnen und Ärzte profitieren von mehr Patientenorientierung
Als besonders erfolgreich hat sich die Einführung von Patientencafés für einzelne Erkrankungsbilder herausgestellt. Die Cafés bieten eine effektive Plattform für den Austausch und die Unterstützung von Menschen mit ähnlichen gesundheitlichen Herausforderungen. Diese informellen Treffen ermöglichen es Patientinnen und Patienten, in einer freundlichen und entspannten Atmosphäre ihre Erfahrungen zu teilen, Fragen zu stellen und voneinander zu lernen.
Ärztinnen und Ärzte und medizinische Fachkräfte der Uniklinik Essen spielen dabei eine unterstützende Rolle, indem sie in die Cafés eingeladen werden, um gezielte Informationen zu bestimmten Gesundheitsthemen zu geben, Teil des Dialogs zu sein oder um einfach nur als stille Teilnehmende anwesend zu sein. Wenn jedoch Fragen aufkommen, können sie direkt antworten und so eine direkte Kommunikation zwischen Medizinerinnen, Medizinern und Patientinnen und Patienten fördern. Darüber hinaus baut die Interaktion Vertrauen auf.
Am Ende stehen besser aufgeklärte Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte, die ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse und Sorgen ihrer Patientinnen und Patienten, was letztlich zu einer besseren, patientenorientierten Versorgung beiträgt.
Die ärztliche Rolle im Patientenbeirat: Partnerschaft und Perspektivwechsel
Ärztinnen und Ärzte sind fest in die Umsetzung der patientenzentrierten Ansätze von PatientenErleben integriert. Im Rahmen von Neubauprojekten und der Einführung neuer Konzepte arbeiten diese eng mit dem Institut zusammen. „Wir beziehen Ärztinnen und Ärzte und andere Fachkräfte aktiv in unsere Planungsprozesse ein. Ihre Expertise und Erfahrung sind unverzichtbar, um die praktischen Anforderungen an die Gestaltung zu berücksichtigen“, so Gerigk.
Patientenbeiräte in der Universitätsmedizin Essen spielen eine wesentliche Rolle. Sie setzen sich aus verschiedenen Stakeholdern zusammen; darunter sind unter anderem Oberärztinnen und Oberärzte, Pflegekräfte, Sozialdienst, Vertreterinnen und Vertreter aus dem Casemanagement, oder Therapeutinnen und Therapeuten. Diese interprofessionelle Zusammenarbeit ermöglicht es, die Perspektiven der Patientinnen und Patienten sowie der medizinischen Fachkräfte zu vereinen und ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse aller Beteiligten zu entwickeln. „Nur wenn alle Perspektiven auf dem Tisch sind, können wir optimale Lösungen finden“, betont Gerigk.
Interprofessionelle Teams und der Einsatz von KI
Ein weiteres bemerkenswertes Projekt des Instituts ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Verbesserung der Patientenerfahrung. Gerigk beschreibt ein Beispiel aus der Onkologie, bei dem Patientinnen und Patienten während der Chemotherapie mit VR-Brillen in entspannende virtuelle Umgebungen versetzt werden. Dies soll nicht nur die psychische Belastung der Patientinnen und Patienten reduzieren, sondern auch potenziell ihre körperlichen Symptome lindern. Für das Projekt kooperiert das Institut eng mit dem Institut für Künstliche Intelligenz des Uniklinikums Essen.
„Diese Kooperation hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Professionen und Perspektiven zusammenzubringen“, erklärt Gerigk. Diese multiperspektivische Zusammenarbeit fördert nicht nur die Entwicklung innovativer Lösungen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten.
Fazit
Der Ansatz des Instituts für PatientenErleben erleben zeigt, wie eine verstärkte Patientenorientierung und interprofessionelle Zusammenarbeit die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern können. Nicht nur die behandelten Patientinnen und Patienten, sondern auch die im Krankenhaus arbeitenden Ärztinnen und Ärzte profitieren von diesem Paradigmenwechsel, indem sie nicht nur direktes Feedback von Patientinnen und Patienten erhalten, sondern auch in die Gestaltung der Krankenhausumgebung und der Patientenbetreuung eingebunden werden. Die fortschreitende Integration von KI und die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachrichtungen stellen sicher, dass alle Aspekte der Patientenversorgung kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dieser umfassende Ansatz bietet nicht nur Vorteile für die Patientinnen und Patienten, sondern auch für die medizinischen Fachkräfte, die von einem besseren Arbeitsumfeld und effektiveren Behandlungsmöglichkeiten profitieren.