Universitätsmedizin: „Keine Fortschritte für Frauen“

21 Juni, 2022 - 11:31
Dr. Sabine Glöser
Frauen in Führungspositionen an Universitäten

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen an medizinischen Fakultäten staatlicher Universitäten beträgt weiterhin lediglich 13 Prozent. Zumindest geht dies aus der Analyse „Medical Women on Top 2022“ des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB) hervor. Die Erhebung dokumentiert den Anteil von Frauen unter anderem als Direktorinnen in 14 wichtigen klinischen Fächern an 36 von 38 medizinischen Fakultäten in Deutschland.

Der DÄB erhob diese Daten nach den Jahren 2016 und 2019 nun zum dritten Mal. Während der Anteil der Ärztinnen in universitären Spitzenpositionen vom Jahr 2016 auf das Jahr 2019 noch um drei Prozent gestiegen war, verharrt er seither auf niedrigem Niveau. Weitere Ergebnisse: Je nach Fach variiert der Anteil der Ärztinnen an der Führung stark. Zudem gibt es enorme Unterschiede zwischen den Standorten. Beispielsweise ist der Anteil der Klinikdirektorinnen in Dresden mit 27 Prozent am höchsten, während er in Erlangen weniger als fünf Prozent beträgt.

„Es ist enttäuschend, dass sich keine Fortschritte für Frauen abzeichnen“, kommentierte Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Senior Consultant des DÄB, dieses Ergebnis. „Weiterhin entscheiden durchschnittlich zu 87 Prozent Männer, was in der Medizin gelehrt und erforscht wird und wie wir in Deutschland unsere Patientinnen und Patienten behandeln.“ An qualifiziertem weiblichen Nachwuchs fehle es jedenfalls nicht. Der Anteil der Oberärztinnen betrage mittlerweile 37 Prozent.

„Vermutlich sind es die universitären Strukturen, die eine Berufung von Frauen behindern und Frauen zudem gar nicht genügend Anreize bieten, sich zu bewerben“, mutmaßt Kaczmarczyk. So sei man von einer paritätischen Besetzung der Berufungskommissionen teils meilenweit entfernt. Auch fehlten an den Universitätsfakultäten zeitgemäße Karriereangebote wie das „Top Sharing“, also die Teilung einer Führungsaufgabe. „Politische Parteien machen das mit Doppelspitzen schon länger vor“, sagte sie weiter, „aber in der Medizin ist das rar gesät.“

Dtsch Arztebl 2022; 119(25): [4]

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