Wann Ärger am Arbeitsplatz die Produktivität fördert

19 August, 2025 - 08:27
Dr. Sabine Glöser
Hand, die einen roten Stressball mit wütendem Gesichtsausdruck zusammendrückt, vor dunklem Hintergrund.

Ärger am Arbeitsplatz kann positive Effekte haben. Menschen, die offen und respektvoll die Ursache ihres Unmuts ansprechen, können die Energie, die durch Ärger freigesetzt wird, produktiv nutzen. Im günstigen Fall kann sie sogar dazu beitragen, berufliche Ziele effektiver zu erreichen. Das zumindest ergab eine Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Die Forschenden befragten über zwei Wochen hinweg 214 Angestellte in zehn Branchen dreimal täglich zu ihren Ärger-Erlebnissen sowie ihrem Umgang mit diesen und ihren Arbeitsergebnissen. „Ärger an sich ist kein Produktivitätskiller“, sagte Studienleiter Dr. Robin Umbra vom Fachgebiet Wirtschafts- und Organisationspsychologie. „In den 1.611 Momentaufnahmen konnten wir keinen direkten Zusammenhang zwischen Ärger und kognitiver Energie oder Produktivität feststellen. Ärger bleibt neutral, bis wir entscheiden, wie wir damit umgehen.“

Entscheidend ist demnach die Einbindung ins Team: Beschäftigte, die ein ausgeprägtes Wir-Gefühl erleben, gingen tendenziell anders mit Ärger und dessen Bewältigung um. Sie nutzten die Energie dieser Emotion häufiger als Antrieb, um die Teamarbeit zu verbessern und gemeinsame Ziele zu erreichen. Andere neigten hingegen dazu, ihren Ärger still in sich hineinzufressen oder gedanklich immer wieder über die Situation zu grübeln, ohne eine Lösung zu suchen. Dieses Verhalten führe oft zu negativen Konsequenzen, wie Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und geringerer Produktivität.

„In vertrauensvollen Teams kann Ärger Probleme sichtbar machen und als Motivationsfunke dienen“, sagte Umbra weiter. Dies gelte auch für eher grüblerisch veranlagte Menschen. Unternehmen sollten ihren Umgang mit Ärger und anderen Emotionen am Arbeitsplatz überdenken. „Indem Unternehmen Emotionen als wichtige Ressource begreifen, können sie nicht nur das Wohlbefinden ihrer Beschäftigten verbessern, sondern auch deren Produktivität und Kreativität steigern.“

Dtsch Arztebl 2025; 122(17): [4]

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