Welche Nebenjobs haben Ärztinnen und Ärzte und wie viel Geld bringen sie?

28 November, 2022 - 06:48
Bianca Freitag
Häufigste Nebenjobs Ärztinnen und Ärzte
Viele Ärztinnen und Ärzte verdienen sich beispielsweise durch Vorträge etwas Geld dazu.

Ein Nebenjob kann zusätzliches Geld oder einen anderen Blickwinkel bieten - das gilt auch für Ärztinnen und Ärzte. Welche Nebenjobs Medizinerinnen und Mediziner am häufigsten haben, warum sie diese überhaupt ausüben und was sie damit verdienen, zeigt eine aktuelle Medscape-Umfrage.

42 Prozent der Befragten gaben an, derzeit einen Nebenjob zu haben oder darüber nachzudenken, in einen anderen Job außerhalb der klinischen Tätigkeit zu wechseln. Personen mit einem Nebenjob übten diesen etwa 21 Stunden im Monat aus. Dabei bestand der häufigste Nebenjob von Ärztinnen und Ärzten aus Extra-Schichten in der Klinik oder in einer Pflegeeinrichtung (29 Prozent). Auch viele andere Nebenjobs sind im medizinischen Bereich angesiedelt, wie Vorträge (26 Prozent) oder die Tätigkeit in einem Impfzentrum während der Corona-Pandemie (24 Prozent).

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04.11.2024, MVZ KfH-Gesundheitszentrum Aue
Aue-Bad Schlema
04.11.2024, Medizinisches Versorgungszentrum am St. Augustinus-Krankenhaus Düren
Düren

Doch auch im nicht-medizinischen Bereich nahmen Ärztinnen und Ärzte Nebenjobs an. Die Teilnehmenden nannten häufig Sport (16 Prozent), Immobilien (16 Prozent) oder Unterricht in anderen Themen (10 Prozent) als Tätigkeit. Dabei zeigten Männer ein größeres Interesse an Fotografie (6 %) und Investment-Beratung (7 Prozent) als Frauen (jeweils 2 Prozent). Frauen hingegen hatten häufiger künstlerische Nebenjobs als Männer (10 Prozent im Vergleich zu 3 Prozent).

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Aber warum nehmen Ärztinnen und Ärzte zusätzlich zum Hauptberuf noch einen Nebenjob an? Einer der Hauptgründe ist der Zusatzverdienst, wie 40 Prozent der Befragten angaben. Ein wichtiger Aspekt scheint aber auch das Ausleben anderer Fähigkeiten und Interessen zu sein (19 Prozent) oder einfach Spaß zu haben (15 Prozent).

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Jeder vierte Arzt oder Ärztin gibt an, wegen der Corona-Pandemie einen Nebenjob angefangen zu haben. Grund dafür waren beispielsweise die Schließung von Büros, Entlassungen oder weniger Patienten.

Vor der Pandemie verdienten Ärztinnen und Ärzte mit ihrem Nebenjob etwa 17.000 Euro jährlich zum Hauptberuf dazu (Männer 18.229 Euro, Frauen 11.732 Euro). Für die Zukunft rechnen die Befragten mit etwas mehr Geld für den Nebenjob als bisher. Gleichzeitig geben die Ärztinnen und Ärzte an, den Nebenjob nicht noch weiter ausbauen zu wollen. 42 Prozent von ihnen ist eine gute Work-Life-Balance wichtig, 34 Prozent sagen, dass ihnen die Zeit fehle, sich intensiver im Nebenjob zu engagieren. Weitere 16 Prozent geben an, dass es ihnen nicht wichtig sei, ihren Verdienst zu maximieren.

Beruf ist doch nicht so unbeliebt wie gedacht

Aber ist die Tätigkeit als Arzt oder Ärztin wirklich so unattraktiv, dass viele aus dem Beruf ausscheiden wollen? Hier zeigen die Umfrageergebnisse ein deutliches Nein: Denn 91 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden (sehr zufrieden 28 Prozent, zufrieden 43 Prozent, einigermaßen zufrieden 20 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) sagt außerdem, dass sie den Hauptberuf und ihren Nebenjob gleichermaßen schön finden, nur 24 Prozent hatten weniger Freude an der Nebentätigkeit. Personen unter 45 Jahren allerdings waren häufiger unzufrieden als ältere (35 Prozent im Vergleich zu 21 Prozent).

Drei Viertel der Umfrage-Teilnehmenden will auf jeden Fall weiter als Arzt oder Ärztin arbeiten, ihnen ist ihr Hauptberuf also trotz Nebentätigkeit wichtig. Die Befragten geben zu 59 Prozent an, ihr Medizinstudium nicht zu bereuen oder nicht so sehr zu bereuen (14 Prozent). Für diejenigen, die den Beruf an den Nagel hängen wollen, sind die Gründe meist stressige Arbeitsbedingungen oder ihrer Meinung nach eine zu geringe finanzielle Kompensation für ihren Einsatz.

Doch welche Nebenjobs oder alternativen Berufe können sich Ärztinnen und Ärzte vorstellen, wenn sie noch keinen Nebenjob haben? Die meisten können sich entweder einen Job in Unternehmen des Gesundheitswesens (44 Prozent) oder in der Bildung bzw. Lehre (43 Prozent) vorstellen. Schreiben oder journalistische Tätigkeiten wären für 29 Prozent eine Option, Jobs in der pharmazeutischen Industrie für 25 Prozent. Klinische Führungspositionen (18 Prozent im Vergleich zu 9 Prozent) oder eine Tätigkeit im technischen Bereich (23 Prozent im Vergleich zu 11 Prozent) konnten sich deutlich häufiger Männer als Frauen vorstellen.

Quelle: Medscape Report 2022

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