
Arbeitnehmer, die in ihrer Freizeit Abstand von der Arbeit gewinnen und nach Feierabend weder dienstliche E-Mails checken noch über Projekte grübeln, sind zufriedener mit ihrem Job und mit ihrem Leben. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung von Dr. Mehrzad Baktash von der Universität Trier und Dr. Lisa Pütz von der RWTH Aachen.
Baktash und Pütz werteten Daten des deutschen Soziooekonomischen Panels vor und während der Coronapandemie aus. Sie stellten fest, dass räumliche und psychologische Distanz zur Arbeit affektive Kriterien wie Traurigkeit, Wut und Sorgen um fünf bis sechs Prozent weniger auftreten lässt. Neben diesen Kriterien des Wohlbefindens analysierten die Forschenden auch kognitive Aspekte, wie die Zufriedenheit mit Gesundheit, Schlaf, Freizeit, Familienleben und der Arbeit. In Bezug auf diese Aspekte führte echtes Abschalten vom Berufsalltag zu einer zwei bis sechs Prozent höheren Zufriedenheit. Auf den ersten Blick erscheine dies vielleicht nicht viel, erläuterte Baktash. Allerdings führe beispielsweise Jobunsicherheit zu einem vergleichbaren Anstieg der negativen Gefühle und zu einem Sinken der Zufriedenheit in den genannten Lebensbereichen. Weitere Forschung sei nötig, um herauszufinden, ob außerhalb Deutschlands dieselben Phänomene festzustellen sind.
Aus Sicht der Forschenden verdeutlichen die Ergebnisse, wie wichtig echte Erholung in der Freizeit ist. Sie empfehlen, bisherige Verhaltensweisen zu überdenken. Denn häufig sei es so, dass Arbeitgeber die ständige Verfügbarkeit auch noch belohnten. Unternehmen, die langfristig glückliche Angestellte wollten, sollten hingegen genau das Gegenteil honorieren.
Das Sozio-oekonomische Panel ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland. Seit 1984 geben bis zu 30.000 Menschen unter anderem Auskunft zu Einkommen, Wohnsituation, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit.
Dtsch Arztebl 2025; 122(22): [4]



