Zusatz-Weiterbildung Magnetresonanztomographie: Dauer, Inhalte, Voraussetzungen

24 Mai, 2023 - 07:48
Stefanie Hanke
Arzt bereitet Patienten auf die Untersuchung im MRT vor

Die Magnetresonanztomographie gehört eigentlich in den Bereich der Radiologie. Trotzdem kann sich eine Qualifikation auf diesem Gebiet auch für Ärztinnen und Ärzte anderer Fächer lohnen. Wie die Zusatz-Weiterbildung abläuft und welche Voraussetzungen es dafür gibt, erfahren Sie im Beitrag.

Auf einen Blick: Zusatz-Weiterbildung Magnetresonanztomographie

  • Definition: In der Zusatz-Weiterbildung Magnetresonanztomographie lernen Fachärztinnen und -ärzte die Durchführung und Befundung von gebietsbezogener Magnetresonanztomographie in ihrem jeweiligen Fachgebiet.
  • Voraussetzungen: Facharztanerkennung
  • Dauer: 24 Monate Magnetresonanztomographie unter Befugnis an Weiterbildungsstätten im Gebiet Radiologie, davon können bis zu 12 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten für Magnetresonanztomographie erfolgen
  • Anzahl der Ärzte: In Deutschland sind 213 Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Magnetresonanztomographie" bei den Kammern registriert.

Medizinische Diagnosen sind heute ohne bildgebende Verfahren kaum noch vorstellbar. Neben den Röntgenstrahlen, die schon seit mehr als 100 Jahren im Einsatz sind, sorgt heute auch die Magnetresonanztomographie (MRT, auch als Kernspintomographie bezeichnet) für Einblicke in den menschlichen Körper – und zwar ganz ohne Strahlenbelastung.

Wie funktioniert ein MRT?

Die Magnetresonanztomographie basiert – anders als das Röntgen – nicht auf dem Einsatz ionisierter Strahlung. Stattdessen wird mit Hilfe eines starken Magnetfeldes ein dreidimensionales Bild des Patienten oder der Patientin erstellt.

Diese Methode macht sich die Tatsache zunutze, dass sich im menschlichen Körper normalerweise alle Atomkerne um ihre eigene Achse drehen. Normalerweise ist die Ausrichtung der Kerne rein zufällig. Wirkt allerdings von außen ein starkes Magnetfeld auf den Körper, richten sich alle Atomkerne in der gleichen Richtung aus. Ein MRT-Gerät erschafft ein Magnetfeld, um diesen Effekt herbeizuführen. Dabei spielen vor allem die Kerne von Wasserstoffatomen eine Rolle, die im menschlichen Körper besonders häufig vorkommen. Zusätzlich kommen Radiowellen zum Einsatz, die die Ausrichtung der Atomkerne minimal verändern. Stark vereinfacht gesagt ist es durch diese Signale möglich, am Computer ein detailliertes, dreidimensionales Bild des Körpers oder bestimmter Körperregionen zu erstellen.

Die ersten klinisch genutzten MRT-Geräte wurden in Deutschland 1983 installiert. Eine der ersten Kliniken mit so einem Gerät war die Medizinische Hochschule Hannover. Seither hat die Technik große Fortschritte in Bezug auf die Auflösung und Aufnahmegeschwindigkeit gemacht. Anders als beim Röntgen lässt sich mit einem MRT vor allem das Weichgewebe des Körpers gut abbilden – also beispielsweise Gelenke, Knorpel, aber auch Herzklappen oder Tumore.

Österreich und Deutschland sind MRT-Weltmeister

Nirgendwo auf der Welt wurden 2019 nach Angaben der OECD so viele MRT-Untersuchungen pro 1.000 Einwohner durchgeführt wie in Österreich (148) und Deutschland (145). Laut Angaben des bundesamtes für Strahlenschutz werden pro Jahr in Deutschland insgesamt rund 13 Millionen MRT-Untersuchungen durchgeführt – die meisten davon vom Kopf- und Wirbelsäulenbereich.

Bis zur Einführung der Zusatz-Weiterbildung Magnetresonanztomographie auf dem 106. Deutschen Ärztetag im Jahr 2003 fielen diese Untersuchungen allein in den Bereich der Radiologie. Durch die Zusatz-Weiterbildung können sich nun auch Fachärzte und Fachärztinnen anderer Fachgebiete in diesem Bereich qualifizieren. Das kann beispielsweise im Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie sinnvoll sein. Allerdings: Die Zusatz-Weiterbildung Magnetresonanztomographie ist fachgebunden. Das bedeutet: Die Zusatz-Weiterbildung berechtigt Ärztinnen und Ärzte nur dazu, MRT-Untersuchungen innerhalb ihres eigenen Fachgebiets durchzuführen und auch abzurechnen. Andere Untersuchungen sind nicht erlaubt.
 


Magnetresonanztomographie: Die Zusatz-Weiterbildung im Überblick

Dauer der Weiterbildung

24 Monate Magnetresonanztomographie unter Befugnis an Weiterbildungsstätten im Gebiet Radiologie, davon können bis zu 12 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten für Magnetresonanztomographie erfolgen

13.03.2024, Radiologische Gemeinschaftspraxis am Stiftsplatz
Kaiserslautern
23.04.2024, Dr. Göller & Kollegen
Nürnberg

Inhalte der Weiterbildung

Strahlenschutz

  • Prinzipien der nicht-ionisierenden Strahlung
  • Strahlenbiologische Effekte
  • Reduktionsmöglichkeiten der medizinisch induzierten Strahlenexposition bei Patienten und Personal
  • Stellenwert der unterschiedlichen bildgebenden Verfahren in der Diagnostik
  • Umgang mit Besonderheiten des Schutzes vor nicht-ionisierender Strahlung im Kindes- und Jugendalter, bei Schwangeren und Risikopatienten

Technik der Magnetresonanztomographie

  • Grundlagen der Datenakquisition, Bild- und Datenverarbeitung und -nachbearbeitung sowie deren Archivierung, insbesondere der physikalischen und biophysikalischen Grundlagen
  • Grundlagen der Gerätekunde bei der Anwendung von Magnetresonanzverfahren
  • Prinzipien von Magnetfeldstärke, Gradientenstärke, Hochfrequenz, Orts- und Zeitauflösung
  • Patientenüberwachung einschließlich der Sicherheitsmaßnahmen für Patienten und Personal
  • Typische Artefakte in der MRT und ihre Ursachen
  • Korrekte Wahl der Akquisitionsparameter unter Berücksichtigung der Sicherheitsvorschriften und des Strahlenschutzes

Kontrastmittel

  • Prinzipien der Struktur, Pharmakologie, Klassifikation und Dosis sowie Indikationen und Kontraindikationen von MRT-Kontrastmitteln
  • Risiken und Nebenwirkung von MRT-Kontrastmitteln
  • Indikationsgemäße Auswahl, Dosierung und Pharmakokinetik von MRT-Kontrastmitteln, insbesondere unter Berücksichtigung von Patienten mit erhöhtem Risiko
  • Erstmaßnahmen bei kontrastmittelassoziierten Komplikationen, z. B. anaphylaktischer/anaphylaktoider Reaktionen
  • Erstellung und Anwendung von MRT-Untersuchungsprotokollen für die gebietsbezogene Magnetresonanztomographie einschließlich geeigneter Kontrastmittel
  • Erkennung typischer Neben- und Zufallsbefunde im Untersuchungsvolumen außerhalb des Organbezugs

Gebietsbezogene MRT

  • Indikationsstellung, Durchführung und Befunderstellung von gebietsbezogenen MRT-Untersuchungen (Richtzahl 1.000)

Quellen: Musterweiterbildungsordnung 2018 der Bundesärztekammer, Ärztestatistik der Bundesärztekammer 2022, Deutsche Röntgengesellschaft, Bundesamt für Strahlenschutz

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