Zusatz-Weiterbildung Medikamentöse Tumortherapie: Dauer, Inhalte, Voraussetzungen

10 Mai, 2024 - 07:51
Stefanie Hanke
Ärztin bereitet Infusion vor

Die Tumortherapie hat in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte gemacht – vor allem, was die Behandlung mit Medikamenten betrifft. Wie die Zusatz-Weiterbildung Medikamentöse Tumortherapie abläuft und welche Voraussetzungen es gibt, erfahren Sie im Beitrag.

Auf einen Blick: Zusatz-Weiterbildung Medikamentöse Tumortherapie

  • Definition: Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatz-Weiterbildung medikamentöse Tumortherapie beschäftigen sich mit der Durchführung, Überwachung und Nachsorge der medikamentösen Therapie solider Tumorerkrankungen ihres jeweiligen Fachgebiets.
  • Voraussetzungen: Facharztanerkennung in den Gebieten Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Innere Medizin, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Neurochirurgie oder Neurologie
  • Dauer: 12 Monate
  • Anzahl: In Deutschland sind 5.747 Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Medikamentöse Tumortherapie bei den Kammern registriert. Davon sind 5.168 berufstätig. 2.754 arbeiten ambulant in einer Praxis, 2.247 in einer Klinik.

Wie eine Krebserkrankung behandelt wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich: Die Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich je nach Art und Stadium des Tumors für eine Therapieoption und beziehen dabei auch individuelle Patientenfaktoren mit ein. Neben Operationen und Strahlentherapie spielen Medikamente aber in den meisten Fällen eine wichtige Rolle bei der Behandlung. Dabei gibt es verschiedene Therapieformen.

Medikamentöse Tumortherapie: Chemotherapie / Zytostatikatherapie

Die Chemotherapie ist die am weitesten verbreitete Form der medikamentösen Tumortherapie. Dabei wird eine Kombination aus verschiedenen Wirkstoffen eingesetzt, um Krebszellen abzutöten oder ihr Wachstum zu hemmen. Die Behandlung erfolgt meist in Zyklen und kann mit anderen Therapien wie Strahlentherapie oder Operation kombiniert werden. Dabei werden die Medikamente entweder oral oder intravenös verabreicht. Die Chemotherapie greift hauptsächlich Tumorzellen an, die sich schnell teilen. Normale Körperzellen teilen sich langsamer und werden weniger stark oder gar nicht geschädigt.

Eine Chemotherapie kann auf verschiedene Art in ein Therapiekonzept eingebunden werden:

  • Adjuvante Chemotherapie nach vollständiger Entfernung des Tumors durch eine Operation. So wird das Rückfallrisiko verringert.

  • Neoadjuvante Chemotherapie vor einer geplanten Operation, um die Erfolgsaussichten der Operation zu verbessern.

  • Kurative Chemotherapie zur vollständigen Entfernung von Tumorzellen aus dem Körper und Heilung von der Krebserkrankung.

  • Palliative Chemotherapie zur Linderung der Symptome und Verlängerung des Lebens.

Medikamentöse Tumortherapie: Antihormonelle Therapie

Einige Tumorarten werden in ihrem Wachstum von Geschlechtshormonen beeinflusst. Dazu gehören beispielsweise Brustkrebs oder Prostatakrebs. Wenn die entsprechenden Hormone im Körper unterdrückt werden, kann das wiederum das Wachstum des Tumors verlangsamen oder stoppen. Diese Therapieform wird entweder zeitlich begrenzt oder dauerhaft angewandt.

Medikamentöse Tumortherapie: Immuntherapie

Speziell im Bereich der Krebs-Immuntherapie hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: Dabei wird das körpereigene Immunsystem genutzt, um Tumorzellen aufzuspüren und anzugreifen. Dazu werden Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem stimulieren oder blockieren. Neben Strategien für eine therapeutische Impfung haben sich in den letzten Jahren die sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren etabliert. Bei einigen Krebsarten, beispielsweise bei fortgeschrittenem Lungenkrebs und schwarzem Hautkrebs, sind diese Checkpoint-Inhibitoren bereits zugelassen. Die Krebs-Immuntherapie wird derzeit in vielen verschiedenen Studien erforscht.

Medikamentöse Tumortherapie: Zielgerichtete Therapien (Targeted Therapy)

Neben der Immuntherapie wird auch an zielgerichteten Therapien aktuell intensiv geforscht. Diese Medikamente greifen, wie die Chemotherapie, das Tumorgewebe an. Allerdings wirken sie viel präziser und beeinträchtigen umliegende gesunde Zellen gar nicht oder kaum. Daher haben sie viel geringere Nebenwirkungen als eine Chemotherapie. Die Medikamente schränken bei einer zielgerichteten Therapie das Tumorwachstum auf Zellebene ein. Dabei ist „Targeted Therapy" ein Sammelbegriff für verschiedene Strategien, das Wachstum der Tumorzellen zu stören. Beispielsweise werden die Blutversorgung der Zellen unterbrochen oder Rezeptoren für bestimmte Wachstumssignale abgeschirmt.

Fachärztinnen und Fachärzte verschiedener Fachgebiete können sich mit der Zusatz-Weiterbildung „Medikamentöse Tumortherapie" auf diese Therapieformen spezialisieren. Zugelassen ist die Zusatz-Bezeichnung in den Fachgebieten Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Innere Medizin, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Neurochirurgie oder Neurologie. Wer sich für diese Zusatz-Weiterbildung interessiert, kann damit Patientinnen und Patienten in der schweren Zeit der Krebstherapie begleiten.

 


Medikamentöse Tumortherape: Die Zusatz-Weiterbildung im Überblick

Dauer der Weiterbildung

  • 12 Monate Medikamentöse Tumortherapie unter Befugnis an Weiterbildungsstätten

11.04.2025, Deutsche Personal- und Praxisvermittlungsagentur DEPVA GmbH
Borken

Inhalte der Weiterbildung

Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Medikamentöse Tumortherapie

  • Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen, interventionellen und nuklearmedizinischen Behandlungsverfahren
  • Regelmäßige Teilnahme an interdisziplinären Tumorkonferenzen, davon
  • Falldarstellungen (Richtzahl: 20)

Tumortherapie

  • Pharmakologie und Wirkungsweise medikamentöser Tumortherapie
  • Indikationsstellung zur medikamentösen Tumortherapie unter Berücksichtigung von Komorbiditäten
  • Planung und Überwachung der medikamentösen Therapie bei Tumorerkrankungen des Fachgebietes einschließlich der Prävention, Erkennung und Behandlung spezifischer Nebenwirkungen von Tumortherapeutika
  • Medikamentöse Therapie bei Patienten mit Tumoren des Fachgebietes in Behandlungsfällen (Richtzahl: 100), davon
    • zytostatisch
    • zielgerichtet
    • immunmodulatorisch
    • antihormonell
  • Aspekte der Nachsorge bei medikamentöser Tumortherapie

Supportivtherapie

  • Grundlagen der Supportivtherapie und Rehabilitation bei Tumorerkrankungen des Fachgebietes
  • Prophylaktische und interventionelle Supportiv-therapie, insbesondere Antiemese, Ernährungs-beratung und Diätetik einschließlich enteraler und parenteraler Ernährung, Infektionsprophylaxe und Therapie von Infektionen, Antikoagulation

Quellen: Musterweiterbildungsordnung 2018 der Bundesärztekammer, Ärztestatistik der Bundesärztekammer 2023

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