Zuwendungsindex als Kriterium für Qualität

8 Februar, 2022 - 09:52
Dr. Sabine Glöser
Arzt spricht am Krankenhausbett mit Patientin

Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) hat vorgeschlagen, professionelle Zuwendung im Krankenhaus stärker als bisher zu gewichten und einen Zuwendungsindex für die stationäre Patientenversorgung zu entwickeln. So sei für Patienten neben der hochwertigen medizinischen Versorgung vor allem die Zuwendung von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften wichtig.

„Professionelle Zuwendung bedeutet, dass unsere Mitarbeitenden kranke Menschen mit ihren körperlichen und emotionalen Bedürfnissen empathisch wahrnehmen und eine Beziehung auf Zeit zu ihnen aufbauen“, sagte Christoph Radbruch, Vorsitzender des Verbandes. Kommunikation sei als ein Teil dieser Zuwendung für den Erfolg einer Behandlung immens wichtig. „Sie nimmt Ängste, erklärt Zusammenhänge und fördert so die Therapietreue.“

Seiner Einschätzung nach war dieser zwischenmenschliche Aspekt für viele Mitarbeitenden in den Krankenhäusern ausschlaggebend dafür, einen Beruf in der Medizin oder der Pflege zu wählen. Doch Zuwendung koste Zeit. Durch die Technisierung in der Medizin werde diese Zeit nicht anerkannt. Nur was evidenzbasiert sei, finde Anerkennung und werde finanziert. „Das müssen wir ändern“, forderte Radbruch, „zum Wohl für unsere Patienten, aber auch für unsere Mitarbeitenden.“

Aus Sicht des DEKV ist es nötig, professionelle Zuwendung im Krankenhaus so zu beschreiben, dass sie zu den evidenzbasierten Qualitätskriterien passe. Um dies zu erreichen, könne man das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) damit beauftragen, einen Zuwendungsindex für die stationäre Patientenversorgung zu entwickeln. Dieser sollte in die Qualitätsmessung der Krankenhausversorgung eingeführt und in den Qualitätsberichten veröffentlicht werden. „Nur so wird es gelingen, die Zeit zu finanzieren, die die Mitarbeitenden brauchen, um sich den kranken Menschen zuzuwenden. Denn eins ist sicher: Zuwendung ist ein wichtiger Bestandteil der Medizin – und das zu jeder Zeit.“

Dtsch Arztebl 2022; 119(6): [4]

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