Achtsamkeit am Arbeitsplatz: Trainings wirken gegen Stress

9 Juli, 2021 - 16:42
Dr. Sabine Glöser
Notitzbuch mit Notiz "Achtsamkeitstraining"

Achtsamkeitsübungen wirken sich positiv auf die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden aus. Entsprechende Trainings senken vor allem das individuelle Stresserleben stark. Positive Effekte lassen sich darüber hinaus auf Parameter wie Wohlbefinden, Erholungsfähigkeit, Selbstreferenz und Selbstregulation sowie Burn-out-Risiko nachweisen. Zu diesem Schluss jedenfalls kommt eine aktuelle Analyse von Forscherinnen der Universität Witten/Herdecke (UW/H).

Weitere Ergebnisse: Digitale Angebote wie Achtsamkeits-Apps stehen persönlichen Trainings offenbar in nichts nach. „Hinsichtlich Arbeitszufriedenheit und Burn-out-Risiko konnten wir bei digitalen Interventionen sogar deutlich stärkere Effekte feststellen als bei analogen Trainings“, sagte Dr. Maren M. Michaelsen vom Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung der UW/H.

Unter jenen Formaten, die analog in Präsenz stattfinden, zeigten Gruppenformate eine höhere Wirksamkeit als individuelle Trainings. „Das Setting einer Gruppe lädt aufgrund des sozialen Charakters in den meisten Betrieben, Branchen oder Berufsgruppen geradezu dazu ein, Achtsamkeitstrainings auch dazu zu nutzen, zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Empathie in einem Miteinander praktisch zu üben“, erläuterte Michaelsen.

Den Forscherinnen zufolge reicht das Angebot von Kursen allein jedoch nicht aus, um Achtsamkeit nachhaltig in die Unternehmenskultur zu integrieren. Dazu brauche es Strukturen, die Achtsamkeit ermöglichten und förderten. Sie müsse räumlich und organisatorisch institutionalisiert sein. So bräuchten Unternehmen einen repräsentativen Ort, beispielsweise einen „Raum der Stille“, und repräsentative Organisationseinheiten. Aus Sicht der Forscherinnen ist zudem eine Programmstruktur nötig, die auf Freiwilligkeit setzt und eine Kostenbeteiligung definiert. Um Achtsamkeit zu etablieren, helfe darüber hinaus eine wertschätzende Betriebskultur – und nicht zuletzt Verantwortliche, die das Thema auch vorlebten.

Dtsch Arztebl 2021; 118(27-28): [4]

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