
Die Patientenbetreuung ist ein 24-Stunden-Job. Das bedeutet für viele Ärztinnen und Ärzte in der Klinik Schichtarbeit. Was auf der einen Seite Flexibilität und eine Vielzahl von Erfahrungen bietet, bringt auch eine Reihe von gesundheitlichen Herausforderungen mit sich. Welche Vor- und Nachteile es bei der Schichtarbeit gibt und welche praktischen Tipps Ärztinnen und Ärzten helfen, beleuchten wir in diesem Beitrag.
Was für den einen ein Fluch ist, ist für die andere vielleicht ein Segen: die Schichtarbeit. Gerade in medizinischen Berufen ist sie jedoch nicht wegzudenken. Denn medizinische Notfälle passieren zu jeder Uhrzeit, auch nachts. Das bedeutet, dass sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Pflegekräfte rund um die Uhr für die Patientenbetreuung zur Verfügung stehen müssen. Das lässt sich für 24 Stunden nur durch Schichtarbeit abbilden.
Schichtarbeit: Die verschiedenen Modelle
Besonders auf Intensivstationen ist das Schichtarbeit-System vorherrschend. Hier gibt es verschiedene Modelle. Beispielsweise können Ärztinnen und Ärzte in zwei Schichten zu je zwölf Stunden oder in drei Schichten zu je acht Stunden arbeiten. Das bedeutet meistens eine Früh-, Spät- und Nachtschicht, wobei der Beginn der jeweiligen Schicht von Klinik zu Klinik unterschiedlich sein kann. Darüber hinaus gibt es verschiedene Dienste wie:
- Nachtdienst
- 24-Stunden-Dienst
- Bereitschaftsdienst
- Rufdienst
- Hintergrunddienst
- Wochenend- und Feiertagsdienst
Dabei gilt zu bedenken, dass das Gehalt im Schichtarbeit-System geringer ausfällt. Denn nur bei Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdiensten erhalten Ärztinnen und Ärzte Zuschläge. Die Höhe der Zuschläge richtet sich meist nach den Tarifverträgen.
Eine Besonderheit gilt für schwangere Ärztinnen: Zwar ist Schichtarbeit in der Schwangerschaft grundsätzlich zulässig. Doch das Mutterschutzgesetz sieht vor, dass schwangere oder stillende Frauen nicht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr beschäftigt sein dürfen. Somit fallen Abend- und Nachtschichten für Schwangere raus, nur unter bestimmten Umständen sind sie erlaubt (§ 28 MuSchG).
Schichtarbeit: Die Vorteile
Doch welche Vorteile außer dem finanziellen Aspekt bietet die Schichtarbeit noch? Auch wenn es auf den ersten Blick merkwürdig klingt, kann Schichtarbeit zu mehr Flexibilität führen. Denn oft müssen Ärztinnen und Ärzte im Schichtsystem nicht jeden Tag in die Klinik. Das spart auf der einen Seite Benzinkosten oder Kosten für den öffentlichen Nahverkehr. Auf der anderen Seite haben sie so unter der Woche mehr Zeit, um beispielsweise selbst Arztbesuche, Behördengänge oder Besorgungen zu erledigen, zu denen sie sonst nicht kommen. Zudem ist dann mehr Zeit für kulturelle Aktivitäten. Für manche ist es ferner ein positiver Aspekt, dass sie je nach Schicht ausschlafen können.
Schichtarbeit: Die Nachteile und Gefahren
Die offensichtlichste Herausforderung bei der Schichtarbeit sind Schlafprobleme. Besonders wenn Ärztinnen und Ärzte zwischen Tag- und Nachtschichten wechseln, ist der normale Schlafrhythmus gestört. Das kann sich wie ein Jetlag anfühlen und zu Schlafstörungen führen. Zu wenig Schlaf hat noch weitere gesundheitliche Folgen wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Darüber hinaus steigt bei Schlafmangel oder dauerhaft schlechtem Schlaf das Risiko für Fehler und Unfälle am Arbeitsplatz. Häufig stellen sich durch Schichtarbeit auch ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, übermäßiger Koffeinkonsum oder ungesunde Ernährung ein.
Neben den gesundheitlichen Aspekten gibt es noch weitere Nachteile, die durch Schichtarbeit entstehen können. Es ist schwerer, feste Termine und Zeiten, zum Beispiel in einem Verein, einzuhalten und wahrzunehmen. Das kann zu einer sozialen Isolation führen. Auch familiäre Bindungen zu pflegen, kann durch die unregelmäßigen Arbeitszeiten schwerfallen. Gerade Alleinerziehende haben hier große Probleme bei der Organisation der Kinderbetreuung.
All diese Punkte sorgen bei vielen Ärztinnen und Ärzten in Schichtarbeit zusätzlich für emotionalen Stress, der sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Dadurch sind Angstzustände, Depressionen oder Burn-Out mögliche Folgen.
Schichtarbeit: Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile:
- Zuschläge für manche Dienste
- Flexibilität
- Zeit für Behördengänge, verschiedene Besorgungen
- Kosteneinsparungen durch weniger Zeit am Arbeitsplatz
Nachteile:
- Schlafstörungen
- Gesundheitliche Probleme (chronische Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Verdauungsprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
- Erhöhtes Unfallrisiko
- Ungesunde Gewohnheiten
- Gefahr der Isolation
- Psychische Belastungen (emotionaler Stress, Depressionen, Angstzustände, Burn-Out)
- Schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Schichtarbeit: Die besten Tipps für Ärztinnen und Ärzte
Gerade am Anfang ihrer Karriere kommen Ärztinnen und Ärzte jedoch oftmals nicht an Schichtarbeit vorbei. Um diese Phasen gut zu überstehen, können sie diese praktischen Tipps probieren:
- Beleuchtung und frische Luft: Eine helle Beleuchtung und frische Luft helfen dabei, während der Schichtarbeit konzentriert und wach zu bleiben.
- Viel trinken: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt, 1,5 Liter Flüssigkeit während der Schicht zu trinken. Koffeinhaltige Getränke sollte man aber nur in Maßen genießen, weil sie sich schlecht auf den Schlaf auswirken.
- Leicht verdauliches Essen: Besonders bei Nachtschichten sollte man auf fettreiche Speisen verzichten, um die Verdauung nicht zu überfordern. Lieber zu Obst, Gemüse und fettarmen Milchprodukten greifen.
- Schlafhygiene: Eine gute Schlafhygiene kann helfen, Schlafstörungen entgegenzuwirken. Dazu gehört, gerade zum Ende einer Nachtschicht keine koffeinhaltigen Getränke mehr zu sich zu nehmen, das Zimmer gut abzudunkeln und bestimmte Einschlafrituale (z.B. Tee, warme Dusche, lesen, autogenes Training) zu etablieren. Auch kleine Helfer wie Ohrstöpsel oder eine Schlafmaske unterstützen den Schlaf.
- Sport: Ärztinnen und Ärzte in Schichtarbeit sollten sich außerhalb der Arbeitszeiten Zeit nehmen, um sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Das baut Stress ab und verbessert die Stimmung. Auch kleine Bewegungseinheiten wie Treppenlaufen, anstatt den Fahrstuhl zu nehmen, können helfen. Das wirkt zusätzlich ungesunden Gewohnheiten entgegen, bevor sie sich einschleichen können.
- Gute Planung: Oft ist der Dienstplan einige Wochen im Voraus bekannt. So können Ärztinnen und Ärzte Zeit für die Familie oder Verabredungen mit Freunden und kulturelle Veranstaltungen frühzeitig planen.
- Familienzeit: Damit die Familie nicht zu kurz kommt, muss man sich bewusst Zeit für sie nehmen, was während der Schichtarbeit nicht immer einfach ist. Ein sinnvoller Plan ist, zum Beispiel eine Mahlzeit am Tag bewusst zusammen einzunehmen.
- Professionelle Unterstützung: Sollten Schlaf- oder gesundheitliche Probleme durch die Schichtarbeit überhandnehmen, ist es ratsam, sich entweder mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Lässt sich trotzdem keine Besserung feststellen, sollte man aus dem Schichtdienst austreten.
Tipps zum Schichtdienst auf einen Blick:
- Helle Beleuchtung, frisch Luft
- Viel trinken
- Leichtes Essen
- Schlafhygiene
- Sport
- Gute Planung
- Familienzeit
- Professionelle Hilfe
Insgesamt ist die Schichtarbeit als Arzt oder Ärztin ein komplexes Thema, das zwar einige Vorteile, aber auch viele Nachteile mit sich bringt. Sie bietet zwar ein gewisses Maß an Flexibilität, doch ebenso physische und psychische Belastungen. Der Umgang mit diesen Herausforderungen ist individuell, aber essenziell für das Wohlbefinden von Medizinerinnen und Medizinern, um auch langfristig mit Schichtarbeit in ihrem Beruf zufrieden zu sein.