Facharzt-Weiterbildung Innere Medizin: Dauer, Inhalte, Berufsperspektiven

24 Mai, 2023 - 07:55
Stefanie Hanke
junge Ärztin untersucht Patientin per Ultraschall am Bauch

Die Innere Medizin bildet die größte medizinische Facharzt-Gruppe und bietet viele Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. Internistinnen und Internisten können in einer Klinik arbeiten, sich aber auch in einer eigenen Praxis selbstständig machen. Wie die Weiterbildung abläuft und wie lange sie dauert, erfahren Sie im Beitrag.

Auf einen Blick: Weiterbildung (Facharztausbildung) Innere Medizin

  • Definition: Die Innere Medizin befasst sich mit den inneren Organen des Menschen. Dabei geht es vor allem um die Diagnose und nicht-operative Behandlung von Erkrankungen z.B. von Herz, Lunge, Niere und Verdauungstrakt.
  • Dauer: Die Facharzt-Weiterbildung in der Inneren Medizin dauert 60 Monate. 48 Monaten müssen in der Inneren Medizin oder mindestens zwei verschiedenen Facharztkompetenzen des Gebiets erfolgen. Davon müssen 30 Monate in der stationären Patientenversorgung abgeleistet werden. Jeweils 6 Monate müssen in der Notfallaufnahme und in der Intensivmedizin abgeleistet werden.
  • Anzahl der Fachärzte: In Deutschland gibt es 48.332 Fachärzte für Innere Medizin. Davon sind 35.123 berufstätig. 18.768 arbeiten ambulant, 13.690 arbeiten stationär in einer Klinik.

Die Innere Medizin ist das umfangreichste und am breitesten gefächerte medizinische Fachgebiet. Daher teilt sie sich in verschiedene Fachgebiete auf und es kommen immer weitere Sub-Spezialisierungen hinzu. Wer Internist werden möchte, hat die Wahl: Es gibt die Möglichkeit, zunächst die Facharzt-Weiterbildung Innere Medizin abzuschließen und sich später noch weiter zu spezialisieren – beispielsweise auf Kardiologie. In diesem Fall schließen sich an die fünf Jahre Weiterbildungszeit in der Inneren Medizin noch einmal drei Jahre an, in denen die zusätzliche Schwerpunktbezeichnung Kardiologie erworben wird. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, direkt die Facharzt-Weiterbildung für Innere Medizin und Kardiologie zu machen. In diesem Fall dauert die gesamte Weiterbildung sechs Jahre, und es ist nur eine Prüfung nötig. Natürlich funktioniert das auch mit anderen Schwerpunktbezeichnungen wie beispielsweise Pneumologie oder Gastroenterologie.

21.03.2024, Berit Klinik AG
Wattwil
29.03.2024, Ambulantes Zentrum für Lungenkrankheiten und Schlafmedizin (AZLS)
Cottbus

Trotzdem kann die 5 + 3-Variante Vorteile bieten: Durch die lange Weiterbildungszeit sind die künftigen Fachärzte breiter ausgebildet und haben ein tieferes Verständnis für andere Organe und Zusammenhänge. Zwar macht das für die Qualifikation im gewählten Spezialgebiet keinen Unterschied, doch manche Kliniken stellen lieber Fachärzte mit einer längeren Weiterbildungszeit ein. Natürlich können auch mehrere Schwerpunktbezeichnungen erworben werden. Dann verlängert sich die Weiterbildungszeit jeweils um weitere drei Jahre.

Innere Medizin: Breites Spektrum

Ärztinnen und Ärzte für Innere Medizin sind für die Prävention, Diagnose und Behandlung von einer großen Bandbreite an Erkrankungen zuständig: Dazu zählen unter anderem:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Nierenerkrankungen
  • Lungen- und Atemwegserkrankungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Gefäßerkrankungen

Zu den häufigsten Diagnosemethoden in der Innere Medizin zählen neben dem ärztlichen Gespräch das EKG, der Ultraschall, der Lungenfunktionstest sowie verschiedene endoskopische Untersuchungen.

Die Weiterbildung beginnt mit einer dreijährigen stationären Basisweiterbildung, in der die jungen Ärztinnen und Ärzte die wesentlichen Kenntnisse und Fertigkeiten wie bestimmte Diagnose- und Behandlungsmethoden kennenlernen. Wer seinen Facharzt für Innere Medizin ohne Schwerpunktbezeichnung macht, absolviert im Anschluss weitere zwei Jahre Weiterbildungszeit im Krankenhaus.

Arbeiten als Hausarzt oder Facharzt

Internisten können selbstverständlich auch ohne Schwerpunktbezeichnung als Facharzt arbeiten. So gründen beispielsweise viele Fachärzte für Innere Medizin eine eigene Facharzt-Praxis oder widmen sich der hausärztlichen Versorgung. Im Vergleich zu Allgemeinmedizinern arbeiten sie stärker diagnosebezogen und verfügen häufig auch über entsprechende Geräte. Allerdings sind die Möglichkeiten dafür aus rechtlichen Gründen beschränkt: Die Krankenkassen unterscheiden zwischen fachärztlich tätigen Internisten und hausärztlichen Internisten. Wer hausärztlich tätig ist, darf bei gesetzlich versicherten Patienten bestimmte Diagnosemethoden nicht anwenden.

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Internist werden: Die Weiterbildung (Facharztausbildung) Innere Medizin im Überblick

Die Dauer der Weiterbildung

Die Weiterbildungszeit in der Inneren Medizin beträgt 60 Monate unter Befugnis an Weiterbildungsstätten, davon

  • müssen 48 Monate in Innere Medizin oder in mindestens zwei verschiedenen Facharztkompetenzen des Gebiets Innere Medizin abgeleistet werden, davon

    • müssen 30 Monate in der stationären Patientenversorgung abgeleistet werden

  • müssen 6 Monate in der Notfallaufnahme abgeleistet werden

  • müssen 6 Monate in der Intensivmedizin abgeleistet werden

Die Inhalte der Weiterbildung

Übergreifende Inhalte im Gebiet Innere Medizin

  • Wesentliche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
  • Beratung bezüglich gesundheitsfördernder Lebensführung
  • Schulung bei ernährungsbedingten Gesundheitsstörungen
  • Begutachtung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit
  • Begutachtung der Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsminderung
  • Begutachtung der Pflegebedürftigkeit
  • Beratung und Führung Suchtkranker sowie Suchtprävention
  • Grundlagen der medikamentösen Tumortherapie
  • Basisbehandlung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
  • Beratung zu Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten einschließlich Organspende

Fachgebundene genetische Beratung

  • Grundlagen hereditärer und multifaktorieller Krankheitsbilder und Entwicklungsstörungen
  • Interpretation und Aussagekraft genetischer Untersuchungsergebnisse (Sensitivität, Spezifität, prädiktiver Wert)
  • Methodische, psychosoziale und ethische Aspekte der genetischen Beratung und Diagnostik einschließlich pharmakogenetischer Tests
  • Erkennung fachbezogener genetisch bedingter Krankheitsbilder oder Entwicklungsstörungen
  • Fachgebundene genetische Beratung bei diagnostischer und prädiktiver genetischer Untersuchung

Notfall- und intensivmedizinische Maßnahmen im Gebiet Innere Medizin

  • Stufendiagnostik und Therapie bei akut einsetzenden Leitsymptomen, z. B. Dyspnoe, Thoraxschmerz, Bauchschmerz, passagere und persistierende Bewusstseinsstörungen, Fieber, Erbrechen, Durchfall
  • Diagnostik und Therapie akuter und vital bedrohlicher Erkrankungen und Zustände, insbesondere
    • respiratorische Insuffizienz
    • Schock
    • kardiale Insuffizienz
    • akutes Nierenversagen
    • sonstiges Ein- und Mehrorganversagen
    • Koma und Delir
    • Sepsis
    • Intoxikationen
  • Kardiopulmonale Reanimation
  • Intensivmedizinische Behandlung von Patienten mit Funktionsstörungen von mindestens zwei vitalen Organsystemen
  • Analgosedierung von intensivmedizinischen Patienten
  • Atemunterstützende Maßnahmen bei intubierten und nicht-intubierten Patienten einschließlich Beatmungsentwöhnung bei langzeitbeatmeten Patienten

Differenzierte Beatmungstechniken

  • Therapie von Stoffwechselentgleisungen
  • Notfallsonographie
  • Notfallbronchoskopie
  • Passagere Schrittmacheranlage
  • Punktions- und Katheterisierungstechniken, insbesondere
    • zentralvenöse Zugänge
    • arterielle Gefäßzugänge
  • Endotracheale Intubation

Infektionen im Gebiet Innere Medizin

  • Meldepflichten gemäß Infektionsschutzgesetz
  • Vorsorge und Behandlung häufiger Infektionskrankheiten
  • Management bei therapieresistenten Erregern

Funktionelle Störungen im Gebiet Innere Medizin

  • Basisbehandlung psychosomatischer Krankheitsbilder
  • Krisenintervention unter Berücksichtigung psychosozialer Zusammenhänge

Diagnostische Verfahren im Gebiet Innere Medizin

  • Durchführung von ultraschallgestützten Punktionen bei Pleuraerguss und Aszites
  • B-Modus-Sonographie der Schilddrüse
  • Elektrokardiogramm
  • Langzeit-Elektrokardiogramm
  • Ergometrie
  • Langzeitblutdruckmessung
  • CW-, PW-, Duplex-, Farbduplex-Sonographie der Arterien und Venen
  • B-Modus-Sonographie der peripheren Arterien und Venen
  • B-Modus-Sonographie des Abdomens und Retroperitoneums einschließlich der Nieren und ableitender Harnwege (Richtzahl: 400)
  • Spirometrische Untersuchung der Lungenfunktion
  • Indikationsstellung und Befundinterpretation von Röntgen-Thorax-Untersuchungen
  • Differentialdiagnosen atopischer Erkrankungen

Therapeutische Verfahren im Gebiet Innere Medizin

  • Durchführung von Entlastungspunktionen und Drainagen bei Pleuraerguss und Aszites
  • Enterale und parenterale Ernährung einschließlich Sondentechnik mit Berechnung des Energie- und Nährstoffbedarfs sowie Erstellen eines Ernährungsplans
  • Infusionstherapie
  • Transfusions- und Blutersatztherapie

Angiologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Erkrankungen von Arterien, Venen, Kapillaren und Lymphgefäßen
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen von Arterien, Venen, Kapillaren und Lymphgefäßen

Endokrinologische und diabetologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation endokriner Erkrankungen einschließlich assoziierter Stoffwechselstörungen
  • Internistische Basisbehandlung von endokrinen Erkrankungen einschließlich assoziierter Stoffwechselstörungen
  • Behandlung des Diabetes mellitus

Gastroenterologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Krankheiten der Verdauungsorgane sowie der exokrinen Verdauungsdrüsen und ihrer Ableitungswege
  • Internistische Basisbehandlung von Krankheiten der Verdauungsorgane sowie der exokrinen Verdauungsdrüsen und ihrer Ableitungswege

Geriatrische Basisbehandlung

  • Spezielle geriatrische Behandlungsmöglichkeiten mit dem Ziel der Erhaltung und Wiederherstellung größtmöglicher Selbstständigkeit
  • Behandlung von Erkrankungen und Behinderungen des höheren Lebensalters einschließlich interdisziplinärer Aspekte bei Multimorbidität

Hämatologische und onkologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Erkrankungen des Blutes, der blutbildenden und lymphatischen Organe, des Immunsystems, der Hämostase sowie von malignen Neoplasien
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen des Blutes, der blutbildenden und lymphatischen Organe, des Immunsystems, der Hämostase sowie von malignen Neoplasien

Kardiologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs

Nephrologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der akuten und chronischen Nierenkrankheiten sowie deren extrarenaler Komplikationen
  • Internistische Basisbehandlung von akuten und chronischen Nierenkrankheiten sowie deren extrarenale Komplikationen

Pneumologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Erkrankungen der Atemwege, der Lunge, des Lungenkreislaufs, des Mediastinum, der Pleura, der Atempumpe einschließlich schlafbezogener Atmungsstörungen sowie der extrapulmonalen Manifestationen pulmonaler Erkrankungen
  • Internistische Basisbehandlung von Erkrankungen der Atemwege, der Lunge, des Lungenkreislaufs, des Mediastinum, der Pleura, der Atempumpe einschließlich schlafbezogener Atmungsstörungen sowie der extrapulmonalen Manifestationen pulmonaler Erkrankungen
  • Grundlagen allergologischer Erkrankungen

Rheumatologische Basisbehandlung

  • Weiterführende Diagnostik, Therapie und Rehabilitation entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen sowie entzündlicher Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • Internistische Basisbehandlung von entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen sowie entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates

Spezifische Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Innere Medizin

Allgemeine Innere Medizin

  • Prävention, Differentialdiagnose, Therapieoptionen und Rehabilitation internistischer Erkrankungen
  • Haus- und Heimbesuchsbetreuung bei Immobilität
  • Beratung zu sozialen und pflegerischen Hilfen
  • Indikationsstellung und Verordnung von Rehabilitationsmaßnahmen einschließlich geriatrischer Frührehabilitation
  • Langzeit-EKG (Richtzahl: 100)
  • B-Modus-Sonographie der Schilddrüse (Richtzahl: 150)
  • Duplex-Sonographie der Extremitätengefäße, davon
    • arteriell (Richtzahl: 100)
    • venös (Richtzahl: 100)
  • Duplex-Sonographie der abdominellen, retroperitonealen und mediastinalen Gefäße (Richtzahl: 100)
  • Duplex-Sonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien (Richtzahl: 100)
  • Indikationsstellung zur transösophagealen Echokardiographie (TEE)
  • Transthorakale B-/M-Modus-Echokardiographie bei Erwachsenen und Jugendlichen (Richtzahl: 400)
  • Transthorakale Doppler-/Duplex-Echokardiographie bei Erwachsenen und Jugendlichen (Richtzahl: 100)
  • Indikationsstellung und Befundinterpretation weiterer bildgebender Verfahren
  • Ultraschallgestützte Punktionen von Schilddrüse, Lymphknoten, Leber
  • Punktionen des Liquorraumes
  • Punktionen des Knochenmarks
  • Richtungsweisende Ösophago-Gastro-Duodenoskopien (Richtzahl: 50)
  • Untere Intestinoskopien, Proktoskopien, Sigmoidoskopien
  • Richtungsweisende Koloskopien
  • Indikationsstellung zur perkutanen endoskopischen Gastrostomie
  • Diagnostik und konservative Therapie von Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße
  • Langzeitbehandlung endokrinologischer Erkrankungen einschließlich Indikationsstellung zu invasiven therapeutischen Maßnahmen
  • Ernährungsberatung und Diätetik bei Diabetes mellitus und Stoffwechselerkrankungen
  • Behandlung der benignen Krankheiten der Verdauungsorgane einschließlich Leber, Galle und Pankreas
  • Mitbehandlung und Nachsorge der malignen Krankheiten der Verdauungsorgane einschließlich Leber, Galle und Pankreas
  • Ernährungsberatung und Diätetik bei Erkrankungen der Verdauungsorgane
  • Behandlung häufiger akuter Erkrankungen unter Berücksichtigung der besonderen Spezifika geriatrischer Patienten
  • Arzneimitteltherapie und angepasste Stufendiagnostik unter besonderer Berücksichtigung der Multimorbidität und des Alters
  • Mitbehandlung und Nachsorge von hämatologischen, hämostaseologischen und onkologischen Erkrankungen
  • Diagnostik und konservative Therapie der kardialen Erkrankungen einschließlich der Indikationsstellung zur invasiven Diagnostik und Therapie
  • Diagnostik und konservative Therapie der akuten und chronischen Nierenerkrankungen sowie deren Folgeerkrankungen und Indikationsstellung zu Nierenersatzverfahren
  • Diagnostik und konservative Therapie der akuten und chronischen respiratorischen und ventilatorischen Insuffizienz
  • Langzeitbehandlung der chronischen obstruktiven Atemwegserkrankungen und des Asthma
  • Mitbehandlung von rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen

Quellen: Musterweiterbildungsordnung 2018 der Bundesärztekammer, Ärztestatistik der Bundesärztekammer 2022, Berufsverband deutscher Internisten
 


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