
Die reflexartige Reaktion, es allen recht zu machen, kann dazu führen, dass man die eigenen Bedürfnisse nicht (mehr) erkennt. In einer übersteigerten Form kann man auch von einer People-Pleasing-Tendenz sprechen. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie selbst Ihren Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ in seiner Ausprägung einschätzen können und wie Sie ihm in der Klinik, Praxis oder Ambulanz mit einem Inneren Erlauber sowie einer guten Kommunikations-Strategie begegnen können.
Kennen Sie die folgende Situation aus der Klinik, Praxis oder Ambulanz? Der ärztliche Kollege geht die Unterlagen der Patientinnen und Patienten durch und schreit auf: „Der Arztbrief für Frau Krüger ist noch nicht geschrieben, und sie soll heute Nachmittag noch verlegt werden.“.
Stellen Sie sich vor, es ist Ihre gemeinsame Patientin. Was denken und fühlen Sie in dieser Situation? Haben Sie den inneren Impuls, sich dafür zu rechtfertigen oder zu entschuldigen? Oder fühlen Sie sich zumindest verantwortlich und rufen reflexartig: „Das mache ich gleich noch!“? Möchten Sie es in dieser Situation ihren eigenen hohen Ansprüchen und dem Kollegen recht machen? Aus meinen Kursen zur gesunden Selbstführung und Medical Leadership kennen ich viele Ärztinnen und Ärzte, die wie automatisiert so reagieren. Meist zeigen sie einen gut oder sogar stark ausgeprägten Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“.
Es anderen recht machen
Der Innere Antreiber „Mach es allen recht!“ gehört zu den fünf Inneren Antreibern, die der amerikanische Psychologe Dr. Taibi Kahler (Miniscript. Transactional Analysis Journal 1974; 4(1):26-42) definierte. Die Inneren Antreiber basieren auf unseren meist bereits im Kindesalter entwickelten Glaubenssätzen. Häufig sind sie uns gar nicht bewusst. Sie machen unseren Charakter aus, treiben uns – wie der Name bereits sagt – von innen heraus an und beeinflussen auf diese Weise unser Verhalten. Somit sind sie grundsätzlich positiv und machen uns aus (vergleiche auch Ärztinnen und Ärzte in Führung: Innere Antreiber leichter nutzen).
Menschen mit einem stark ausgeprägten Antreiber „Mach schnell!“ erledigen vieles entsprechend zügig, „Sei perfekt!“ hilft bei präzisem Arbeiten, und Menschen mit deutlich vorhandenem Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ sind gute Teamplayer und entsprechend in der Klinik, Praxis oder Ambulanz gern gesehene Kolleginnen und Kollegen. Allerdings können die Inneren Antreiber auch zu persönlichen Stressverstärkern werden, die uns in entsprechend stressigen Situationen noch weiter unter Druck setzen (Gert Kaluza. Stressbewältigung 2018, Springer Verlag 2018, 4. Aufl.).
Gerade Menschen, die einen stark ausgeprägten Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ haben, sind oft überlastet, weil sie immer Rücksicht auf alle nehmen, sich um unerledigte Dinge kümmern, einspringen, wenn eine oder einer kurzfristig zum Dienst ausfällt und vieles mehr. Es ist wichtig, entsprechend frühzeitig die Überlastung bei sich oder im Team zu erkennen, um ein Burnout zu vermeiden (siehe auch Ärztinnen und Ärzte in Führung: Burnout-Gefährdung leichter erkennen).
Die People-Pleasing-Tendenz
Oft geht der stark ausgeprägte Innere Antreiber „Mach es allen recht!“ mit der Verhaltenstendenz einher, die auch als „People Pleasing“ bezeichnet wird. Dabei geht das Verhalten über die normale Hilfsbereitschaft bzw. Altruismus hinaus. Die Psychologin Dr. Ulrike Bossmann (People Pleasing – Raus aus der Harmoniefalle und weg mit dem schlechten Gewissen. Beltz Verlag 2024, 4. Aufl.) beschreibt (hier stark vereinfacht ausgedrückt), dass die People-Pleasing-Tendenz davon geprägt sei, dass die betroffenen Menschen viel Zeit und Energie in die Bindung zu anderen investieren (Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit). Sie koppeln ihr Bedürfnis nach Selbstwertschutz an ihre Taten, es anderen recht zu machen, sie zufriedenzustellen und glücklich zu machen. Dadurch erhalten sie ihre Anerkennung. Allerdings werden Menschen mit People-Pleaser-Tendenz vor allem von der Angst angetrieben, abgelehnt zu werden. Sie plagen Schuld- und Schamgefühle, wenn Sie es anderen nicht recht machen, „Nein!“ sagen oder ihren eigenen Wünschen „egoistisch“ nachgehen. Dabei reagieren sie automatisch zugunsten von anderen und vergessen darüber häufig ihre eigenen Bedürfnisse (Ulrike Bossmann, 2024 siehe oben).
Wie ausgeprägt ist Ihr Innerer Antreiber „Mach es allen recht!“?
Nachfolgend finden Sie einen Auszug aus dem Test von Karl Kälin und Peter Müri (Sich und andere führen. Psychologie für Führungskräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ott Verlag 2015; 16. Aufl.) mit Bezug auf den Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ von Taibi Kahler (Miniscript. Transactional Analysis Journal 1974; 4(1):26-42).
Toolbox Führung
Teil-Test zur Ausprägung des Inneren Antreibers „Mach es allen recht!“ nach Karl Kälin und Peter Müri
Entscheiden Sie für sich bei jeder der zehn Aussagen, wie gut diese jeweils auf Sie zutrifft. Zählen Sie die entsprechenden Punkte zusammen.
Die Aussage trifft auf mich zu…
…voll und ganz = 5 Punkte
… gut = 4 Punkte
…etwas = 3 Punkte
…kaum = 2 Punkte
…gar nicht = 1 Punkt
- Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass diejenigen, die mit mir zu tun haben, sich wohl fühlen.
- Ich sage oft mehr, als eigentlich nötig wäre.
- Es ist für mich wichtig, von den anderen akzeptiert zu werden.
- Ich versuche oft herauszufinden, was andere von mir erwarten, um mich danach zu richten.
- Es ist wichtig, von anderen zu erfahren, ob ich meine Sache gut gemacht habe.
- Ich stelle meine Wünsche und Bedürfnisse zugunsten derjenigen anderer Personen zurück.
- Es ist mir unangenehm, andere Leute zu kritisieren.
- Bei Diskussionen nicke ich häufig mit dem Kopf.
- Ich sage eher: "Könnten Sie es nicht einmal versuchen?" als "Versuchen Sie es einmal."
- Ich bin diplomatisch.
Haben Sie einen Punktewert ab 30 für sich errechnet? Dann zeigt sich der Innere Antreiber „Mach es allen recht!“ bereits deutlich in Ihrem Verhalten. Ist er sogar 40 oder höher, so ist dieser Innere Antreiber sogar stark ausgeprägt. Die maximale Punktzahl ist 50.
Vergleiche Karl Kälin und Peter Müri. Sich und andere führen. Psychologie für Führungskräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ott Verlag 2015; 16. Aufl.
Wenn Sie einen höheren oder hohen Wert für den Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ bei sich ausmachen können, sind Sie eine beliebte Kollegin oder ein beliebter Kollege, denn Sie sind sehr teamfähig und loyal, organisieren gerne Team-Events wie zum Beispiel gemeinsame Frühstücke auf der Station oder in der Praxis, übernehmen gerne die Verantwortung für andere und achten auf deren Bedürfnisse.
Erkennen Sie jedoch bei sich selbst, dass Sie häufig zugunsten anderer Ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, das Gefühl haben, dass andere nicht auf Sie Rücksicht nehmen und Sie ausnutzen, Sie sich vielleicht sogar öfter darüber ärgern oder auf dieser Basis Konflikte entstehen, dann können Sie bewusst gegen die negativen Einflüsse vorgehen. Es ist zum Beispiel hilfreich, sich einen Inneren Erlauber zurechtzulegen, der v. a. in stressigen Situationen den Zwang des Inneren Antreibers lösen und die Belastung dahinter neutralisieren kann.
Merke
Innere Erlauber sollten bereits im Vorfeld formuliert werden, damit sie dann für stressige Situationen parat stehen. Für einen übermäßigen Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ könnten Innere Erlauber sein:
- Ich darf guten Gewissens auch mal „Nein!“ sagen.
- Es ist OK, wenn ich mir auch mal helfen lasse.
- Meine Bedürfnisse und Wünsche sind auch wichtig.
- Ich bin genauso wichtig wie die anderen.
- Ich darf auch auf mich selber Rücksicht nehmen.
Passen Sie die Sätze so an, dass Sie für Ihre eigenen Herausforderungen stimmig sind. Sagen Sie sich dann mehrmals den entsprechenden vorbereiteten Satz als Inneren Erlauber in belastenden Momenten und erlauben Sie sich, aus dem automatischen Reagieren zu Ungunsten von sich selbst auszusteigen.
Es geht nicht darum, sich in der eigenen Persönlichkeit zu ändern. Es ist ja grundsätzlich gut, sich auch um andere zu kümmern, Verantwortung zu übernehmen und gerade in der Medizin ein Teamplayer bzw. eine Teamplayerin zu sein. Allerdings ist die übersteigerte People-Pleasing-Tendenz weder erfüllend noch gesund, und auch mit einem deutlich ausgeprägten Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ achtet man zu wenig auf die eigenen Bedürfnisse. Daher ist eine gesunde Selbstführung wichtig, in belastenden Situationen z. B. mit einem Inneren Erlauber oder auch mit einer guten Kommunikations-Strategie gegensteuern zu können. Außerdem sollte man sich die eigenen Bedürfnisse bewusst machen und diese auch im Sinne einer guten Selbstführung achten.
Eine Kommunikations-Strategie zurechtlegen
Interessant ist die automatische Reaktion auf Aussagen von Kolleginnen und Kollegen wie im Beispiel oben. Als der Kollege den Satz sagte „Der Arztbrief für Frau Krüger ist noch nicht geschrieben, und sie soll heute Nachmittag noch verlegt werden.“, war es erstmal für sich genommen nur eine Feststellung. Was veranlasst uns ggf. dazu, mit Schuldgefühlen, Verantwortung und/oder Tatendrang zu reagieren?
Eine gute Erklärung dafür bietet das „Kommunikationsquadrat“ von Prof. Dr. Dr. hc. Friedemann Schulz von Thun, ein Kommunikationsmodell, das der Psychologe in einer ersten Version 1977 veröffentlicht hat (Miteinander reden Band 1 - Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Rowohlt TB Verlag 2014, 61. Aufl.). Sicherlich kennen Sie dieses Modell, das auch als „Vier-Ohren-Modell” oder „Nachrichtenquadrat” bekannt ist.
Das Modell beschreibt, dass jede Äußerung eines Senders bzw. einer Senderin, also jede Nachricht vier Seiten hat:
- Eine Sachinformationsebene, auf der „neutral“ informiert wird, also Daten, Fakten und Sachverhalte vermittelt werden (Die Patientin wird am Nachmittag entlassen. Es ist für diese Entlassung noch kein Brief geschrieben.).
- Eine Selbstkundgabe, das heißt, es wird auch immer etwas von der Persönlichkeit des Senders bzw. der Senderin preisgegeben, bewusst oder unbewusst. Darin können sich seine / ihre Gefühle, Werte oder auch Bedürfnisse äußern (Beispielsweise kann es dem ärztlichen Kollegen wichtig sein, dass jede Patientin und jeder Patient mit einem Arztbrief verlegt wird, vielleicht spricht auch seine Stimme dafür, dass er sich darüber ärgert, dass noch kein Brief fertig ist.).
- Eine Beziehungsseite, aus der abzulesen ist, wie die sendende Person zu der empfangenden Person steht. Das kann an verschiedenen Ausdrucksformen der Kommunikation - verbal und nonverbal - wie Mimik, Gestik, bestimmte Formulierungen oder auch Tonfall abgelesen werden (Hat der Kollege es vielleicht im Vertrauen gesagt, dass der Brief noch nicht fertig ist? Oder war es von der Tonlage her von oben herab?).
- Eine Appellseite, also eine Aufforderung, die offen oder auch verdeckt laufen kann (Vielleicht hat der Kollege damit sagen wollen, dass Sie den Arztbrief schreiben sollen, vielleicht jedoch allgemein, dass jemand den Brief schreiben sollte, bevor die Patientin nachmittags verlegt wird.).
Jedoch auch der Empfänger bzw. die Empfängerin hört auf diesen vier verschiedenen Seiten, sinnbildlich mit vier „Ohren“:
- Auf der Sachebene prüft die empfangene Person den Inhalt der Nachricht, ob dieser wahr oder unwahr ist, wie relevant er ist und wie ausreichend bzw. ergänzungswürdig er ist (Zum Beispiel stellen Sie fest, dass es stimmt, dass noch kein Brief für die Verlegung der Patientin da ist, was relevant ist.).
- Über die Selbstkundgabe nimmt die empfangende Person auf, wie die Persönlichkeit der Senderin bzw. des Senders ist, wie sie bzw. er gestimmt ist etc. (Zum Beispiel könnte man im Beispiel vielleicht Gewissenhaftigkeit des Kollegen ablesen, vielleicht jedoch auch Ärger, weil er heute pünktlich gehen wollte. Hier beginnt jedoch bereits die Interpretation der hörenden Person. Menschen mit einer People-Pleaser-Tendenz könnten auch wahrgenommenen Ärger auf sich beziehen und Angst vor Ablehnung haben. Das zeigt sich auch besonders auf der Beziehungsseite.).
- Die Beziehungsseite ist ebenfalls sehr anfällig für Fehlinterpretation. Durch die verschiedenen Ausdrucksformen der Kommunikation kann sich die empfangende Person wertgeschätzt oder abgelehnt, respektiert oder gedemütigt sowie geachtet oder missachtet fühlen (Beispielsweise könnte es sein, dass Sie durch die Äußerung des Kollegen ein schlechtes Gewissen haben, weil Sie nicht daran gedacht haben oder noch nicht dazu gekommen sind, den Arztbrief zu schreiben. Vielleicht haben Sie auch das Gefühl, dass er Ihre Arbeit nicht wertschätzt.).
- Besonders interessant wird es auf der Appellseite. Denn häufig wird ein Appell nicht deutlich formuliert. So dass auch hier viel Spielraum bleibt, was der Sender bzw. die Senderin bewirken wollte. Gerade mit dem Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ kommt hier der Wunsch der Empfängerin bzw. des Empfängers auf, das Richtige zu tun, dass die sendende Person zufrieden oder glücklich macht (Der ärztliche Kollege hat nicht offen gesagt, dass Sie den Arztbrief schreiben sollen. Warum tun Sie es dann? Seien Sie sich darüber bewusst.).
Tipp:
Legen Sie sich bei stark ausgeprägtem Inneren Antreiber „Mach es allen recht!“ eine Kommunikations-Strategie zurecht:
- Erkennen Sie grundsätzlich, dass Sie automatisch reagieren, sich verantwortlich oder schuldig fühlen und es allen anderen recht machen (zu Ungunsten von Ihnen selbst).
- Erkennen Sie beim nächsten Mal bereits im Vorfeld, dass Sie automatisch reagieren wollen.
- Atmen Sie dann ein paar Mal durch, zählen Sie vielleicht dabei bis zehn und tun Sie erstmal gar nichts. Warten Sie ab.
- Entweder ist Ihr Gegenüber irritiert, dass Sie nicht gleich aufspringen und es ihm oder ihr recht machen, also die Arbeit abnehmen, und macht diese dann selbst.
Oder die Person ist irritiert und wiederholt vielleicht die allgemeine Appell-Äußerung, dann können Sie zum Beispiel auf der reinen Sachebene zustimmen (im Beispiel oben mit den Worten „Stimmt, der Arztbrief ist noch nicht fertig.“) und abwarten. Auch das kann entsprechend dazu führen, dass die andere Person die Arbeit selbst macht.
Oder die Person richtet nun doch konkret den Appell an Sie (z. B. dass Sie bitte den Arztbrief schreiben).
- Dann versuchen Sie doch mal, wie es sich anfühlt, „Nein!“ zu sagen. Oder wenn Ihnen das für den Anfang zu hart erscheint, dann regen Sie an, dass man gemeinsam schaut, wer am Ende mehr Kapazität hat. Denn Sie haben ja sicherlich auch noch andere Aufgaben zu tun und auch eigene Bedürfnisse wie z. B. Pausen zu machen oder pünktlich aus der Arbeit zu kommen.
Noch ein kleiner Tipp: „Nein!“-Sagen kann man lernen. Je öfter man es ausprobiert, desto leichter fällt es. Man kann es zum Beispiel zusammen mit Freunden oder in der Familie bewusst üben.
Eigene Bedürfnisse kennen und achten
Zu einer guten Selbstführung gehört es auch, dass Sie darauf achten, Ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Menschen mit ausgeprägtem Inneren Antreiber oder sogar People-Pleaser-Tendenz achten ständig auf die Bedürfnisse anderer, jedoch wissen sie oft gar nicht, was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Die bekannteste Aufstellung zur Erklärung von Bedürfnissen kommt von Prof. Dr. Abraham Harold Maslow (A theory of human motivation. Psychological Review 1943; 50(4): 370-396). Maslow unterschied hierbei fünf Ebenen, die auch als Maslowsche Bedürfnishierarchie bezeichnet werden. Die unterste Ebene begründet die physiologischen Notwendigkeiten, um den Körper am Leben zu erhalten. Die zweite Ebene bezieht sich auf das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Sind diese Bedürfnishierachien befriedigt, wird die dritte Ebene relevant, in der soziale Bedürfnisse wie die Zugehörigkeit zu einer Familie, Freundschaften und Liebe aufgeführt werden. Danach folgen auf der vierten Ebene Individualbedürfnisse wie Wertschätzung und Anerkennung und auf der obersten Ebene das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung (Maslow A. H., 1943, siehe oben).
Welche grundlegenden Bedürfnisse haben Sie? Formulieren Sie sich diese doch mal konkret. Wie viel Pause möchten Sie machen mit entsprechender Nahrungsaufnahme, damit Ihr Körper physiologisch gut funktioniert? Wie lange möchten Sie schlafen? Wie und mit wem möchten Sie zusammenarbeiten? Wie ist Ihr Bedürfnis, mit Freunden und/oder der Familie Zeit zu verbringen? Wie steht es um Ihre Anerkennung und Wertschätzung? Welche anderen Bedürfnisse haben Sie?
Der erste Schritt ist, diese eigenen Bedürfnisse (wieder) zu entdecken und sie für sich selbst auch klar und möglichst konkret zu definieren. Der zweite Schritt ist dann, die Bedürfnisse auch aktiv im (Arbeits-)Alltag einzubinden. Bitte trauen Sie sich, diese auch zu kommunizieren und auf diese Weise auch für sich selbst durchzusetzen. Sie können z. B. Studienergebnisse wie den Zusammenhang von erschöpften Chirurginnen und Chirurgen und häufigeren Fehlern und dem verbundenem negativen Outcome für Patientinnen und Patienten anführen (Janhofer D.E. et al. Addressing Surgeon Fatigue: Current Understanding and Strategies for Mitigation. Plast Reconstr Surg 2019; 144(4):693e-699e), um vor sich selbst und anderen Pausen zu rechtfertigen (siehe auch Ärztinnen und Ärzte in Führung: Mit Gelassenheit (sich) führen).
Falls Sie bei sich selbst keine Tendenzen erkennen, es allen recht machen zu wollen, dann bleiben Sie bitte als Ärztin oder Arzt in Führung aufmerksam, ob Sie diese Verhaltensausprägung bei sich im Team entdecken. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden dann dabei, auch ihre eigenen Bedürfnisse zu beachten und sich gesund selbstzuführen.
Die Autorin:
Prof. Dr. med. Sonja Güthoff, MBA ist Ärztin, Führungskräfte-Trainerin, Professorin für Health Care an der AKAD Hochschule Stuttgart sowie Stress- und Burnout-Coach. Auf ärztestellen.de gibt sie regelmäßig Tipps zu Führungs-Themen. Als Leiterin des Instituts für ein gesundes Arbeitsleben im Gesundheitswesen (INSTGAG) begleitet sie Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte und andere Zusammenarbeitende im Gesundheitswesen dabei, sich und andere besser zu führen. Kontaktieren Sie Sonja Güthoff gerne unter info@sonjaguethoff.de.
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